Rena Effendi ist eine außergewöhnliche Frau und Fotografin. Geboren wurde sie 1977 in Aserbaidschan. In ihrer Familie gab es sowohl von der Seite ihrer Mutter als auch ihres Vaters Maler bzw. Malerinnen. Auch Rena Effendi malte von Kindesbeinen an, stellte aber je länge je mehr fest, dass die Malerei nicht ausreichte, um das auszudrücken, was sie ausdrücken wollte.
Dass sie schließlich eine international Furore machende Fotografin werden würde, war eher unwahrscheinlich, nicht zuletzt, weil sie selbst eine eher traurige Vorstellung vom Leben eines Fotografen hatte. Doch sie begann zu fotografieren und fing Feuer. Doch nun hatte sie damit zu kämpfen, dass das nötige Material wie Filme, Papier, Fixierer, etc. in Aserbaidschan nur schwer zu bekommen war. Doch sie konnte alle diese und weitere Hindernisse überwinden und begann damit, zunächst in ihrer unmittelbaren Umgebung den Wandel der Lebensverhältnisse der Menschen aufgrund der vorangetriebenen Ölförderung zu dokumentieren, um dann der gesamten Pipeline (insgesamt 1700 km!) von Aserbaidschan durch Georgien bis in die Türkei zu folgen und die Menschen entlang der Route zu fotografieren und zu Wort kommen zu lassen. Damit war ihr Weg mit dem Schwerpunkt »soziale Dokumentation« quasi vorgezeichnet. Dieses Jahr (wohl im Oktober) soll ihr erster Fotoband »Pipe Dreams. Leben an der Pipeline«, der die Fotos dieser Tour zeigt, im Schweizer Benteli Verlag erscheinen. Im Moment kann man diese Fotodokumentation auch noch auf ihrer Webseite (unter »Book«) sehen.
Rena Effendi ist jedenfalls eine Fotografin, die man sich merken sollte. Sie scheut sich nicht auf ungewohnten Pfaden unterwegs zu sein und ihre Fotos zeigen, dass es ihr in erster Linie um die Menschen und deren Lebensumstände geht. So zeigt sie mit ihren Fotos, die Gesichter von Flüchtlingen und Vertriebenen im georgischen Konflikt, dokumentiert die rechtlose Situation von Frauen im Osten Usbekistans wo der radikale Islamismus wieder auf dem Vormarsch ist, zeigt das harte Leben russischer Bergmänner und besucht russische Anstalten, in denen Drogenabhängige therapiert werden. Sie überrascht mit ungewöhnlichen Einblicken, wie in das Leben junger Erwachsener (20+) in Teheran, der unterschiedlichen Nachbarschaften in Kairo oder der Bergbewohner im Xinaliq-Tal im Norden Aserbaidschans oder dokumentarischen Fotos aus dem gequälten Afghanistan. Mir gefällt an ihren Fotos besonders, die Ausrichtung auf die Schicksale der Menschen selbst und ihren großartigen Umgang mit Licht in der Komposition ihrer Fotos.
Viele Jahre fotografierte Rena Effendi, ohne damit Geld zu verdienen, doch schließlich wurde man auf sie aufmerksam. So ist der renommierte Kriegsfotograf Stanley Greene einer ihrer großen Förderer. Heute ist Rena Effendi eine professionelle Fotografin, die zur renommierten Moskauer Fotoagentur Photographer.RU gehört, mit zahlreichen Foto-Preisen ausgezeichnet ist und ihre Fotos international ausstellt.
Eine tolle Fotografin, die ich bisher noch nicht kannte. Danke für den ausführlichen Artikel!
Die Fotos sind sehr ausdrucksstark!
Hm, hatte von ihr auch noch nichts gehört, obwohl ich mich für Fotografie interessiere und auch schon einige Fotoausstellungen besucht habe. Vielen Dank für die Erweiterung meines Horizontes.
Gerne geschehen!
Da hast Du wieder was Besonderes gefunden. Bin sehr beeindruckt von diesen Bildern.
Danke!