Es wühlt mich noch mehr auf dieser Tage. Da zeigt ein 50jähriger Mann Zivilcourage und versucht eine Gruppe Kinder/Jugendlicher vor anderen zu schützen und wird von einem 17- und einem 18jährigen zu Tode geprügelt. Allerorten großes Entsetzen und jede Menge Menschen, die im privaten Kreis äußern, sie würden sich aus solchen Situationen heraushalten. Man sehe ja, was dabei herauskommen könne.
Zivilcourage beeinhaltet schon im Begriff, dass man Mut dazu braucht in bestimmten Situationen aufzustehen und seine Meinung zu sagen (siehe vorangegangener Eintrag) oder aktiv zu werden. Mut, weil es bedeuten kann, dass man dafür Nachteile in Kauf nehmen muß oder sogar sein Leben verlieren kann (so traurig das ist!).
Zivilcourage kann nicht von oben verordnet werden, weil man den nötigen Mut nicht von oben verordnen kann. Aber Zivilcourage ist wichtig und nötig. Wo Werte verloren gehen und nur noch der eigene Vorteil zählt, da nimmt die Zivilcourage natürlich ab. Wozu soll ich dann für etwas oder jemanden (buchstäblich) den Kopf hinhalten? Also wird lieber weggesehen, schließen sich (eigentlich oder angeblich) Gleichgesinnte nicht zusammen, um Zivilcourage zu zeigen. Am Ende sind es nur noch Einzelne, die Zivilcourage zeigen und deren Risiko damit rapide steigt.
Das zeigt sich in verschiedenen Situationen. Rettungskräft beklagen immer öfter, dass Leute zwar bei Unfällen anhalten und aussteigen aber nichts unternehmen, um zu helfen. Stattdessen werden mittlerweile die Digitalkameras oder Handykameras gezückt und Bilder gemacht bzw. Videos aufgenommen, könnte ja sein, dass man das bei irgend einem TV-Sender unterbringen und noch was damit verdienen kann. Notfalls behindert man dabei auch noch die Rettungskräfte.
Und diejenigen die helfen, müssen sich am Ende auch noch Vorwürfe anhören. Warum haben sie sich auch eingemischt? Man weiß doch, was bei sowas rauskommt. Sind sie verletzt worden, werden sie von der Gesellschaft im Stich gelassen und müssen oft jahrelang um ihr Recht bzw. Unterstützung von seiten Versicherungen etc. klagen. Sind sie traumatisiert durch Erlebnisse in Folge ihrer Zivilcourage, schlägt ihnen Unverständnis entgegen und die Aufforderung, sich nicht so anzustellen. Sie seien es doch selber schuld oder sie müssen sich Vorwürfe anhören, sie hätten »unverantwortlich« gehandelt.
Sich nach einem Geschehen, wie dem von München jetzt, hinzustellen und Betroffenheit zu äußern, vielleicht wenn man vor Ort lebt eine Kerze aufzustellen ist schön und gut aber es reicht nicht und darf nicht zum Alibi verkommen. Wichtiger wäre, wenn wieder mehr Menschen in diesem Land Zivilcourage zeigen würden. Das wäre eine angemessene Reaktion auf die gestrigen Geschehnisse und Würdigung des Opfers.
Mein Respekt!
Natürlich denke ich mir wie so viele andere auch etwas dazu, hätte es aber nicht so gut in Worte fassen können!
Anerkennenden Gruß von Sonia