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Operation Zucker … Und nun?

Zur Einleitung: Diesen Beitrag habe ich mehrfach umgeschrieben, verändert, fast wieder gelöscht bzw. doch nicht gepostet und dann doch nochmal anders geschrieben und hin und her überlegt und verworfen und mich geärgert und beschlossen, ihn doch zu posten. Und dann war da noch diese ätzende innere Stimme, die mich anschrie, dass eh keiner so lange Texte in Blogs liest, jedenfalls nicht, wenn sie so stümperhaft geschrieben sind und nicht so toll wie X oder Y in seinem oder ihrem Blog solche Beiträge schreiben und alles so wunderbar und ausgewogen formulieren können. Egal, ich habe mich entschieden den Beitrag, so wie er jetzt ist, doch zu posten. Ich wünschte, ich hätte manches, was mir dabei auf der Seele lag besser und prägnanter in Worte fassen können. Es ist mir leider nicht besser gelungen und dafür entschuldige ich mich schon im voraus. Danke, wenn Sie an dieser Stelle trotzdem großzügig weiterlesen! Zum Thema also …

Auf vielen Kanälen wurde auf den Film »Operation Zucker« von Rainer Kaufmann hingewiesen, der gestern Abend in der ARD gezeigt wurde. Einmal in einer entschärften Version um 20:15 Uhr, einmal nach Mitternacht in der ursprünglichen, nicht entschärften Version. In der ARD Mediathek war diese Version auch schon ab 22 Uhr zu sehen.

Ich habe mir die originale Version »angetan«. Nicht aus Voyeurismus oder weil ich es nicht hart genug haben kann, sondern weil ich weiß, dass die nicht entschärfte Version immer noch ein Witz ist im Vergleich zu dem, was da mitten unter uns, in unserem Land, in unseren Städten, quasi vor unser aller (sehenden und doch nicht sehenden) Augen geschieht.

Was diesen Kindern tatsächlich zugemutet und angetan wird, ist so und noch viel schlimmer als das, was der Film zeigt bzw. andeutet und das ist auch nicht etwa eine neuere bzw. jüngere »Fehlentwicklung«, gegen die »man auch mal langsam was unternehmen müsste«, sondern das läuft schon seit Jahrzehnten so. Nein, das ist ein gut etablierter Wirtschaftszweig, bei dem nicht nur Kinder sondern eben auch viel viel Geld umgeschlagen wird.

Das System dahinter steht auf sehr stabilen Füßen, weil es auf einer ganz besonders perfiden Art der Korruption beruht. Experten sprechen nicht umsonst von einer »Hydra«, die egal wieviel Köpfe man ihr abschlägt, immer wieder neue und mehr Köpfe hervorbringt. Das Bild der Hydra passt einerseits, aber andererseits verschleiert es auch eine Wahrheit. Es suggeriert nämlich, es gäbe nur ein Wesen (bzw. weniger »Lenker« des Systems) und wenn man dem bzw. denen nur das Handwerk legen könnte, wäre das Problem gelöst.

Aber die Macht dieser Hydra basiert eben gerade darauf, dass so unfassbar viele an diesem menschenverachtenden System beteiligt sind. Und die Beteiligten stammen aus den unterschiedlichsten Schichten, Berufen, Hintergründen und sie haben eine Pakt geschlossen. Einen Schweigepakt - wohl wissend, dass »die anderen«, die nicht im System stecken (in welcher Form auch immer), sowieso lieber nicht hören (geschweige denn wirklich wissen) wollen, was sie zu erzählen hätten, wenn sie nicht schweigen würden. Jedenfalls »profitieren« alle Beteiligten - außer den Kindern natürlich - von diesem System.

Es ist ein korruptes, böses, widerliches, perverses aber perfekt funktionierendes System und wehe denen, die es auch nur im Ansatz wagen, sich diesem System in den Weg zu stellen. Sie werden gebrochen, zermalmt und notfalls schlicht aus dem Weg geräumt, sei es mit sexuellen Gefälligkeiten, Geld, Erpressung oder eben roher Gewalt. Alle wissen das und deswegen gibt es auch nur ganz wenige, die es überhaupt wagen, etwas gegen die Hydra zu unternehmen - wer risikiert schon gerne Leib und Leben oder noch genauer Leib und Leben seiner eigenen Familie? Dann ist es eben doch leichter, einfach nicht so genau hinzusehen, die Klappe zu halten, die Ermittlungen einzustellen etc. etc..

Insofern ist es zu begrüßen, dass dieser Film das Thema für etwas mehr als eine Stunde wenigstens mal wieder ins Licht der Bildschirme zerrt und damit den Zuschauern (bin gespannt auf die Quote! Nachtrag: 6,27 Millionen Zuschauer haben den Film gesehen, das ist ein Marktanteil von 18,3 %) zumindest ins Bewusstsein. Dieser Film will mehr sein als »reine Unterhaltung« oder »ein Krimi unter vielen«. Dieser Film hat »Ambitionen« hieß es. Soweit so gut. Ich frage mich aber schon, was ist die nachhaltige Wirkung dieses - wie schon gesagt, gut und sicher mit den besten Absichten gemachten - Films?

Aufklärung? Wissensvermittlung? Sicher mag sein. Der ein oder andere wird vielleicht zukünftig zumindest kurz irritiert die Stirn runzeln, wenn er Kinder auf einem Spielplatz spielen sieht, die nicht lachen, oder irgendwo am Wegesrand ein paar Kinderschuhe ohne Schnürsenkel. Aber was bringen diese (angeblichen) »Wissenshäppchen« tatsächlich für die betroffenen Kinder?

Was können diejenigen, die mit dem System nichts zu tun haben und die verabscheuen, was da mitten unter uns geschieht, denn wirklich tun? Ich bin ziemlich sicher, dass viele Zuschauer gestern Abend gedacht haben: »Ja, das ist alles furchtbar, zum kotzen widerlich, abscheulich. Die armen Kinder. Aber, ich, ich kann daran sowieso nichts ändern. Selbst die, die sich von Berufs wegen mit diesem furchtbaren Thema auseinandersetzen müssen, kommen ja den Tätern nicht bei. Was kann ich da schon ausrichten?«

Und dann rauscht das Leben weiter, ein neuer Tag, neue unsere Aufmerksamkeit fordernde Themen tauchen auf und im besten Fall bleibt uns der Film noch ein paar Tage im Gedächtnis, bevor er langsam verdrängt und vergessen wird.
Die Kinder, die tagtäglich und Nacht um Nacht, den blanken Horror erleben, bleiben weiter das Futter der Hydra, die weiterhin menschenverachtend verschlingt, was ihr zum Fraß vorgeworfen wird.

Wobei ich mir an dieser Stelle erlaube auch die Frage zu stellen, ob die deutsche Gesellschaft an sich, etwas weniger träge wäre, massiv und geschlossen gegen diese Hydra vorzugehen und sie mit allem Ernst und allen nur denkbaren Mitteln zu bekämpfen, wenn es sich um deutsche Kinder handeln würde, die ihr zum Opfer fallen. Aber die Hydra ist ja nicht dumm und deshalb werden eben Kinder quasi importiert und das aus Ländern, die hier in der Wertschätzung eh auf den »niederen Rängen« rangieren. Ein paar rumänische, bulgarische, russische - you name it - Kinder … ja tragisch, natürlich, aber (an dieser Stelle inneres Schulterzucken), da kann man halt nix machen! So eine Art »Kollateralschaden« eben. Böse Worte, die ich hier schreibe? Ja, ich bin nämlich, wenn es um dieses Thema geht, derart wütend, dass mir eigentlich die Worte fehlen (und damit kein Mißverständnis entsteht, nicht erst seit gestern Abend und diesem Film).

Nochmal: »Operation Zucker« ist ein guter und wichtiger Film aber ich (und vermutlich viele Zuschauer) bleiben danach mit der Frage zurück: »Und nun?« Ich wünschte mir, dieser Film würde wirklich auf breiter gesellschaftlicher Basis eine konstruktive Diskussion zum Thema anstossen. Eine Diskussion, die konkrete Entschlüsse und Schritte nach sich zieht, die möglichst vielen Kindern diesen blanken Horror ersparen.

Nachtrag:

Zahlen und Fakten zum Thema:

+ Jeden Tag werden weltweit mehr als 3000 Kinder Opfer von Menschenhändlern.
+ Jährlich werden mit Menschenhandel zwischen 25 und 35 Milliarden Euro umgesetzt.
+ Die meisten Opfer stammen aus Südostasien, Afrika, Latein- und Zentralamerika sowie osteuropäischen Ländern. Sie werden bevorzugt in die USA, Westeuropa, den Nahen Osten, Japan und Australien verschleppt.
+ Besonders gefährdet sind Kinder in armen Regionen, die in zerrütteten Familien leben, sowie Waisenkinder.
+ Rund zwei Drittel der weltweit entdeckten minderjährigen Opfer wurden zur Prostitution gezwungen.
+ Etwa 50 Millionen Kinder auf der Welt wurden bei ihrer Geburt nicht registriert. Sie sind besonders von Menschenhandel bedroht.
+ Im Dezember 2012 befreite die Polizei 19 Kinder aus den Fängen eines internationalen Kinderporno-Rings in Spanien. Darunter waren auch Opfer aus Deutschland. Die Verbrecher hatten jahrelang Kinderpornos in insgesamt 94 Länder verkauft - nach Asien, Amerika und Europa.
+ In Deutschland ermittelte die Polizei 2011 640 Menschenhandelsopfer, die sexuell ausgebeutet wurden. Knapp 5 % mehr als im Vorjahr. Fast alle waren weiblich (94 %).
+ Im Jahr 2011 stammte über die Hälfte (61 %) der Menschenhandelsopfer aus osteuropäischen Staaten, vor allem aus Rumänien und Bulgarien. Aber auch der Anteil der deutschen Opfer ist gestiegen, auf 21,7 %.
+ Etwas mehr als die Hälfte der Opfer in Deutschland waren jünger als 21 Jahre, davon 14 % unter 18 Jahre.
+ 73 % aller 2011 in Deutschland ermittelten Menschenhandelsopfer gaben an, gegen ihren Willen in die Prostitution gezwungen worden zu sein.
+ Die meisten Tatverdächtigen bei Menschenhandelsdelikten, die 2011 in Deutschland verfolgt wurden, hatten die deutsche Staatsbürgerschaft (28 %).
(Quelle)

9 Gedanken zu „Operation Zucker … Und nun?

  1. So traurig es auch ist: es wird sich nichts ändern, denn es gibt wie Du es schon richtig beschreibst mächtige Netzwerke, die subtil und effektiv agieren (man denke nur an die vor kurzem erfolgte Zensur der katholischen Kirche bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle…). Ekel, Wut und Zorn sind die Gefühle, die in mir hochkommen, wenn ich an diese jämmerlichen, perversen Personen denke, die egal in welcher Rolle, an diesem menschenverachtenden Tun beteiligt sind. Ich würde mir wünschen es gäbe mehr couragierte Politiker, Richter etc., habe bis jetzt aber noch von keinem gehört. Wie Du schon treffend beschreibst, es sind ja »nur« Kinder aus den armen Ostblockstaaten, die nicht für unsere Rente aufkommen können. Wer sollte für deren Wohl Zeit und Energie verschwenden?
    Gut, dass es Filme wie diesen gibt, vielleicht bewirkt es zumindest etwas Sensibilisierung der Öffentlichkeit? Während ich das hier schreibe, und versuche meine Gedanken in Worte zu fassen, merke ich wieder mal, wie hilflos man sich fühlen kann.
    Danke Liisa, dass Du wieder postest!

  2. Nur mal vorausgeschickt: deine Einleitung war überflüssig ;-) Du hast es gut geschrieben, kein bisschen stümperhaft. Man merkt deinen Worten immer noch die ohnmächtige Wut an.

    Was den Film selbst anbetrifft, kann ich nicht mitreden, weil ich ihn nicht gesehen habe, nicht sehen wollte/konnte. Aber um die Sache ‘Kinderprostitution’ weiß ich. Darüber nachzudenken (und über vieles andere) lässt mich jedoch sehr ratlos, fast resigniert zurück.

    Unser ‘System’ ist inzwischen so angelegt oder so gewachsen, dass man als einzelner verwirrt da steht und nicht weiter weiß. Zu unüberschaubar, zu kompliziert, zu verflochten ist alles, zu beschäftigt sind die meisten mit dem Alltäglichen.

    Es gibt vieles, wo ich sage: es nicht nur Sache ‘der da oben’, sondern von jedem einzelnen, z.B. verantwortlich zu konsumieren, sich zu engagieren, zu interessieren. Aber in diesem Fall - denke ich - sind politische, rechtliche, polizeiliche, richterliche Maßnahmen gefragt. Aber anscheinend sind ja auch von denen welche involviert :-(

    Ehrlich gesagt … ich weiß da nicht weiter.

  3. @ Inge - danke Dir für Deinen Kommentar. Was die »Sensibilisierung der Öffentlichkeit« angeht, frage ich mich, wozu nutzt »Sensibilisierung«, wenn kaum einer weiss, was dann mit der Senisibilisierung anzufangen ist und am Ende nur ohnmächtige Wut und Ekel bleiben, sich aber an der eigentlichen Problematik nichts ändert?

    @ Franka - Du hast schon recht, dass »Resignation« eine vorherrschendes Empfindung ist - zumindest bei denen, die in welcher Form auch immer mit dem Problem konfrontiert sind und etwas dagegen unternehmen wollen bzw. sollten. Natürlich sind da Politiker, Richter, Staatsanwälte, Polizei etc. gefragt entsprechend zu handeln, aber selbst die haben das Thema oft nicht auf ihrer Agenda. Manche wollen sich darauf gar nicht erst einlassen, weil das Risiko, sich zu verbrennen bzw. zukünftige Karrierechancen zu risikieren etc. enorm hoch ist. Manche halten das Thema tatsächlich auch für »zu hoch gehängt« (nicht zu fassen!). Ich frage mich aber schon, was passieren würde, wenn auch von Seiten der Bevölkerung mehr Druck auf die verantwortlichen Stellen ausgeübt würde, sich dem Thema zu stellen und konkrete aktive Schritte zu unternehmen. Was ist all unser »Engagement für Menschenrechte« (weltweit!), das wir so gerne vor uns hertragen, wenn wir direkt vor unserer Haustür so etwas geschehen und weitestgehend ungestraft lassen?

  4. Was will man von einer Gesellschaft erwarten in der Männer bis heute nicht gelernt haben dazu zu stehen, dass sie überhaupt zu Prostituierten gehen, zugeben Freier zu sein?

    Ich habe neulich einen Artikel auf Twitter verlinkt, der verdeutlichte, wie hierzulande die Legalisierung der Prostitution dazu geführt hat, dass es nun noch mehr Prostitution mit Minderjährigen gibt. So etwas geschieht nur dann, wenn es hierfür eine Nachfrage gibt. Und diese muss groß sein. Da fängt das Problem doch an, wie willst Du etwas bekämpfen, was von dem Markt als solches gewollt ist? Der von mir verlinkte Artikel, den ich provokativ teilte mit dem Spruch: „Das liegt in Eurer Verantwortung, Freier!” wurde übrigens weder kommentiert noch retweetet.

    Bitter ist bei solchen filmischen Aufbereitungen des Themas, dass ja immer gleich das Signal mitgeliefert wird: die, die eigentlich verhindern müssten und dagegen kämpfen müssten, sind selber die Konsumenten also Verursacher und Nutznießer. Das Signal, der Polizist kann sich einen Wolf ermitteln, irgendwo sitzt schon einer, der ihm ein Stoppschild vor die Festnahme stellt und ihm schaden kann, wenn er dieses Stoppschild umgeht, ist fatal. Wenn die Ausweglosigkeit direkt ins Wohnzimmer serviert wird und es ja „eh keine Freier” gibt hierzulande, „mein Mann das sowieso nie machen würde” und vor allem die Kinder gar keine keine Lobby haben (sie müssen ja selbst wenn sie gefunden werden, geschützt werden), ist das ganz schnell ein riesengroßes Problem, das in der Wahrnehmung der Masse als solches nicht existiert.

    Ja, vielleicht sind wir träge. Aber für mich stellt sich auch die Frage, was kann ich denn als Einzelne in diesem Fall überhaupt tun? Ich habe natürlich auch überhaupt keinen Zugang zu diesem Metier?

    Das kleine Mädchen, das die „Fee” spielte, war unglaublich!

  5. @ creezy - Du hast natürlich völlig recht, mit dem Hinweis auf die offenbar ja reichlich vorhandene Nachfrage, die den (Menschen-/Kinder-)Markt bestimmt. Die Täter sind mitten unter uns, darüber mag ich/mag man gar nicht nachdenken. Aber es kann eben sehr wohl der eigene Mann sein, der hilfsbereite Nachbar, der nette Kollege oder eben gleich der Polizist, der Staatsanwalt, der Richter, der Politiker.

    Bei meinen Überlegungen, was könnte ich (man) konkret tun, fiel mir ein, dass das ja ein Thema wäre, worüber man mal mit befreundeten Juristen oder Polizisten sprechen könnte. Sind sie schon mal mit solchen Fällen konfrontiert worden? Was für Erfahrungen haben sie gemacht? bzw. was denken sie, würden sie tun, wenn sie damit zu tun bekämen? Wovor hätten sie evtl. auch Angst? Was würden sie sich in so einem Fall von ihrem Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte) wünschen? Oder zum Beispiel könnte man mal versuchen zu recherchieren, ob es schon irgendwelche - auch noch so kleinen Strukturen, die versuchen, solchen Kindern konkret zu helfen. Gibt es Hilfs-Aktionen oder Hilfsorganisationen, sind die seriös? Was raten die? Gibt es da Möglichkeiten konkret zu helfen?

    Und ja, ich fand die beiden Kinder-Darsteller auch außerordentlich überzeugend und gut in ihren Rollen.

  6. Unglaublich. All das. Ãœberall geschieht es. Siehe das Buch von Pola Kinski, die vielen kirchlichen »Fälle«- im Buch einer aus ihrem Orden entfernten Nonne (weil sie Kondome in Elendsviertel geschmuggelt hatte) las ich z.B., dass junge Novizinnen in Afrika einen AIDS-Test vorweisen mussten, nicht um ihrer Gesundheit willen, sonder damit Geistliche mit ihnen »verkehren« könnten ohne sich anzustecken…
    Wichtig, dass - beispielsweise durch diesen Film- die Ungeheuerlichkeiten öffentlich werden!
    In den Schulen sitzen in jeder Klasse mind. drei bis vier betroffene Kinder- wir Lehrer wurden schwer bedroht (mir auch passiert), sollten wir etwas zur Sprache bringen; meist gab es Verleumdungsklagen, denn beweisen konnten wir nichts- nur die mitunter schwer wiegenden Symptome der Kinder zählten nicht, jedes Kind »ein geborener Lügner«! Besonders katholische Leute haben es hier mit dem Lügen und dem »Sie sollten sich was schämen, so was auch nur zu denken!«
    Dergleichen heute Abend in frau-tv zu betrachten…
    Ich bin doch sehr von Deinem Thema, diesem Film, abgekommen- ich konnte mir nur Teile davon anschauen wegen sofort auftretender gesundh. Beschwerden, Herzrasen usw. - ich will deshalb die anderen Dinge sagen- s.o. - und auch kundtun, wie gut ich Deine Worte dazu finde!
    Gruß von Sonja

  7. @ Sonja - Kindesmißbrauch und Kinderhandel hängen ja auch eng zusammen, wobei nicht jeder Kindesmißbrauch automatisch auch Kinderhandel ist und nicht jeder Kinderhandel auch sexuellen Kindesmißbrauch bedeuten muss (z.B. Kinderhandel zum Zwecke der Adoption - natürlich genauso verwerflich!).

    Lehrer, Erzieher, Streetworker, etc. werden ja wegen ihrer Nähe zu Kindern häufig viel eher mit diesem Thema konfrontiert und fühlen sich oft allein gelassen. Subtile und massive Drohungen sind da schnell im Spiel und erzielen leider häufig auch die Wirkung, dass weiter geschwiegen wird und das Martyrium der Kinder weitergeht.

    Es müsste Netzwerke geben, in denen sich diejenigen, die dagegen vorgehen wollen, zusammenfinden können. Juristen, Polizisten, Lehrer, Erzieher, wer auch immer, die sich austauschen und gegenseitig unterstützen könnten.

    Klar, es gibt einige Kinderhilfswerke, die sich mehr oder weniger auch gegen Kinderhandel engagieren. Aber meiner Meinung nach reicht es nicht aus, einfach nur Geld an solche Organisationen zu geben. Viel mehr Information und Aufklärung tut not, viel mehr Aktion und konkrete Hilfe. Viel mehr Information und Aufklärung auch in den Ländern, aus denen die Kinder kommen. Könnte man z.B. Anlaufstellen für solche Kinder schaffen - für den Fall, dass es ihnen gelingt wegzulaufen oder wenigstens zu telefonieren? Eine Art »Hotline« oder sowas in der Art, wo z.B. auch Leute sitzen, die die entsprechenden Sprachen wie rumänisch oder bulgarisch oder was auch immer, verstehen.

  8. Es fängt natürlich damit an, dass nicht unweit von uns Familien unter solche desaströsen Bedingungen leben, dass sie ihre Kinder abgeben. Sei es, dass sie sie bewusst verkaufen. Sei es, dass sie irgendwelchen Organisationen gutgläubig die Kinder an die Hand geben, mit der Hoffnung sie erhalten im „reichen” Land eine hochwertige Ausbildung, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Wahrscheinlich gehört dennoch zum Geschäftsmodell, dass die Eltern dafür sogar noch bezahlen, die Kuh wird gerne zwei Mal gemolken. ;-(

  9. auch ich war, und bin es immer noch sprachlos. leider konnte ich bis jetzt nur die entschärfte version sehen. ich werde mir aber die andere version noch antun (im warsten sinne des wortes). im prinzip haengt alles zusammen. wenn wir nicht die armut wirkungsvoll bekaempfen wird es immer menschen geben, die gezwungen sind, ihre kinder abzugeben oder gar zu verkaufen. aus mangel an bildung glauben sie vielleicht den versprechungen, wer weiss. schon einmal war ich von einem film sehr schockiert, der sich mit Menschenhandel befasst: HUMAN TRAFFICING - auch den kann ich nur empfehlen.

    natuerlich ueberlegt man was man selbst tun koennte? und immer wieder kommt man zu dem punkt das man es nicht so richtig fassen kann oder einen ansatz findet. vielleicht bleibt nur aufklaerung flyer verteilen in fussgaenger zonen, selbst sensibeler werden und genau beobachten. aber was ist wenn man etwas beobachtet - was kann -, soll man tun? wie kann man aktiv helfen? wie kann der einzelne gegen ein so maechtiges (in sich geschlossenes system) vorgehen? irgendwie fuehlt man sich ohnmaechtig - man denkt, oh hier auf dem land kann man eh nichts tun und dann liest man in der zeitung das keine 15 km von hier jahrelang kinder missbraucht wurden vom eigenen vater…also missbrauch ist ueberall, paedophile sind bzw. koennen ueberall sein…vielleicht muessen wir alle, die so oft zitierte, die stoerende muecke im »schlafzimmer« sein - die dich in den »wahnsinn« treiben kann.
    jahrelang habe ich gedacht, wenn von missbrauchs faellen die rede war, das man die taeter am besten zwangskastriert ohne wenn und aber - aber dann wird man/frau ja selbst zum taeter…
    von welcher seite ich dieses thema auch betrachte, ohnmacht ist eigentlich das gefühl was man ehesten zutrifft….

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