Vormittags den ersten Haarschnitt des Jahres abgeholt. Ich starte also auch haarlich aufgeräumt ins neue Jahr.
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Nachmittags den größten Teil der Weihnachtsdeko weggeräumt. Nur die schwedischen Lichterbögen und ein beleuchteter großer weißer Stern hängen noch. In dieser dunklen Zeit ist man ja über jedes zusätzliche Licht froh und dankbar. Die dürfen also noch ein wenig weiter leuchten, genauso wie die Kerzen am immer noch prächtigen Weihnachtsbaum im Erdgeschoß.
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Den Tag über versucht klare Gedanken zum gestrigen Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Frankreich zu fassen. Viele haben dazu schon geschrieben. Mir tun die Familien und Freunde der Opfer unendlich leid. Was für ein furchtbarer Jahresauftakt für sie. Vieles von dem, was ich auch denke und empfinde hat Stefan Mesch in treffende Worte gefasst.
Abgesehen davon, stört mich, das sich viele an den Religionen aufhängen. Keine Religion propagiert, geschweige denn rechtfertigt, solche brutalen Aktionen. Es sind fanatische fehlgeleitete Menschen, die austicken und ihren Hass wegen was oder wen auch immer, gegen was und wen auch immer richten. Von diesen Menschen auf ganze Religionen rückzuschließen ist schlicht unlogisch und weder hilfreich noch zielführend.
Menschen sind zu Hass und Fanatismus fähig und deswegen ist beides auch nicht komplett auszurotten. Nur, weil wir hier in unseren Breiten in der Regel nicht mehr dauernd mit Keulen, Baseballschlägern o.ä. aufeinander losgehen, sondern vielleicht subtilere Methoden entwickelt haben, unsere Abneigung (oder sogar Hass) zu kaschieren und auszudrücken und unsere Meinungen, Werte u.ä. zu »verteidigen«, dürfen wir nicht glauben, beides, den Fanatismus und den Hass, gäbe es nicht mehr, oder wir hätten sie im Griff. Wir haben in Wahrheit gar nichts im Griff. Es muss nur jemand die richtigen Knöpfe drücken, die richtigen Strippen ziehen und schon regt sich beides auch bei uns. Wir können von Glück sagen, wenn bzw. dass niemand die richtigen Knöpfe bei uns drückt. Der Unterschied zwischen »denen« und »uns« ist, lediglich, wie viel oder wie wenig es braucht, um sich für oder gegen Haß und Fanatismus zu entscheiden und die Wahl der »Waffen«. Wer von uns weiß schon, wie viel Haß und/oder Fanatismus in uns lodern würde, wenn wir unter den Umständen gelebt hätten, in denen »die« gelebt haben? Wir Menschen haben das Potential zu beidem, zu Hass und Fanatismus, ebenso wie zu Liebe und Toleranz. Wohin sich die Waage jeweils neigt, … ?
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Schließlich noch die Dankbarkeit, dass wir heute Möglichkeiten wie Skype & Co. haben, so dass wir uns in Sekundenschnelle mit Menschen die wir lieben, verbinden können, auch wenn sie in ganz anderen Ecken der Welt leben. Und die erzählen dann davon, wie es ist, als Ausländer in einer ganz und gar anderen Kultur zu leben, und wie ihnen dort Menschen mit Neugier, Interesse und Freundlichkeiten begegnen und wieder andere mit Zurückhaltung, Mißtrauen und Unfreundlichkeit. Es gibt überall solche und solche.