Manche Tage sind wie eine Wundertüte. Sie bringen eine schöne Überraschung nach der anderen. Und dann gibt es Tage, die bringen auch Überraschungen, leider weniger erfreuliche. So ein Tag war heute. Die Planungen für diese Woche sind damit mehr oder weniger obsolet, stattdessen heißt es neu planen, umorganisieren, positiv denken und das Beste daraus machen.
Allein, dass ich letzteres beides denken kann, ist wiederum erfreulich. Früher hätte ich nur gedacht »Das Leben / die Welt ist gegen mich! Meh!« Heute denke ich das zwar unter Umständen immer noch aber ich bleibe nicht mehr dabei stehen. Stattdessen bin ich immer öfter in der Lage zu sagen: »Na gut, das ist jetzt Mist, aber mal gucken, ob nicht doch ein Körnchen Gold im Mist zu finden ist?!« oder »Okay, das Leben / die Welt hat mir heute Knüppel zwischen die Beine geworfen und vielleicht bin ich sogar in den Dreck gefallen. Na und? Das ist manchmal so im Leben. Liegenbleiben und jammern ist keine Option. Also zähl Deine Knochen, steh wieder auf und weiter geht’s. Morgen ist ein neuer Tag.«
Und wenn mir das Leben / die Welt morgen wieder Knüppel zwischen die Beine wirft und übermorgen und überübermorgen? Dann ist das großer Mist. Aber ich habe gelernt, dass das Leben nicht nur aus Pech besteht, genauso wenig wie nur aus Gold. Beides ist Bestandteil des Lebens. Nichts ist von Dauer. Weder das Pech noch das Gold.
Wenn gerade Pech die Hauptrolle spielt, dann heißt es, sich davon nicht verschrecken und einschüchtern lassen. Nicht anfangen zu glauben, das bleibt jetzt bis ans Ende meiner Tage so. Dann mache ich mir klar: es werden wieder andere Zeiten kommen, goldene! Dann halte ich aktiv Ausschau nach den kleinen Goldkörnchen, die sich immer finden lassen, wenn Pech sich gerade in den Vordergrund spielt, aufbläst und versucht, mir vorzugaukeln, es gäbe nichts anderes mehr als Pech. Das ist eine Lüge. Ja, Pech kann gerade überwiegen, aber irgendwo darin / darunter sind auch noch Goldkörnchen. Ich werde also zur Goldgräberin. Nicht die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, nicht die Konzentration auf das Pech, sondern die Suche nach den Goldkörnchen im Pech.
Und wenn gerade Gold die Hauptrolle spielt? Dann freu ich mich darüber. Natürlich und von ganzem Herzen. Aber ich fange nicht an zu glauben, das bleibt jetzt bis ans Ende meiner Tage so. Dann mache ich mir klar: es werden wieder andere Zeiten kommen, pechschwarze! Dann genieße ich umso bewusster die goldenen Tage und sammle an Gold und Licht und Wärme, was ich nur sammeln kann und verschwende nichts davon, sondern lege mir Erinnerungsvorräte an. Vorräte, auf die ich später zugreifen kann, wenn wieder mal pechschwarze Tage sein sollten. Ich bin mir bewusst, dass ich kein Abonnement auf goldene Tage und Zeiten habe.
Ja, viele goldene Tage enthalten sogar kleine Pechflecken. Nur, dass die an den goldenen Tagen vom Gold überstrahlt und verdeckt werden. Die Frage ist also, was nehme ich wahr? Worauf konzentriere ich mich? Auf das Gold, das mal mehr, mal weniger da ist; oder auf das Pech, das auch mal mehr, mal weniger da ist? Das entscheide ganz allein ich. Weder andere Menschen, noch Umstände. Ich treffe die Entscheidung! Und ja manchmal fällt sie mir leichter und manchmal schwerer, aber es bleibt trotzdem dabei, dass ich entscheide. Will ich Pechmarie sein oder Goldmarie? Will ich mich im Pech vergraben und mein bitteres Schicksal beweinen, oder will ich eifrige Goldgräberin sein und mich lieber über die Goldkörnchen freuen, die sich jeden Tag finden lassen?
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Pechmarie versus Goldmarie:
PM: Die Welt / das Leben, ist gegen mich! Das hab ich nicht verdient!
GM: Die Welt / das Leben schuldet mir nichts, und deshalb bin ich dankbar für all das Gute, dass die Welt / das Leben mir schenkt!
PM: Ich will mich nicht anstrengend, ich will nicht hart arbeiten, ich erwarte, dass mir alles mehr oder weniger in den Schoß fällt, bei Hindernissen oder Schwierigkeiten stecke ich schnell auf, ich nehme lieber, als dass ich gebe
GM: Ich bin bereit mich anzustrengen und hart zu arbeiten, ich weiß, von nichts, kommt nichts, ich lasse mich von Hindernissen und Schwierigkeiten nicht gleich entmutigen, sondern versuche es weiter, ich gebe gerne und freigiebig ohne Berechnung und Erwartung einer Gegenleistung
PM: Wenn ich etwas getan oder erreicht habe, prahle ich gerne damit und erwarte dafür gelobt und anerkannt zu werden. Außerdem bin ich damit sofort auch eine Expertin auf diesem Gebiet, habe es nicht mehr nötig dazu zu lernen. Ich neide im tiefsten Inneren anderen ihren Erfolg, ihre Beliebtheit, ihr Glück, ich hätte es nämlich viel mehr verdient.
GM: Wenn ich etwas getan oder erreicht habe, freu ich mich darüber aber ich prahle nicht damit. Ich bin bereit, anderen Anteil an meinem Erfolg zu geben, mit anderen zu teilen was ich dabei gelernt habe. Ich weiß, was ich alles noch nicht weiß und kann und das ich noch viel zu lernen habe. Deshalb bleibe ich bescheiden und bin dankbar, wenn jemand sein Wissen mit mir teilt oder mir etwas beibringt. Ich freue mich aufrichtig über den Erfolg, die Beliebtheit und das Glück anderer aber ich habe auch einen Blick für diejenigen, die es im Leben schwerer haben. Wo ich helfen kann, tue ich das gerne.
PM: Mir ist es wichtiger Recht zu haben / behalten, als etwas dazuzulernen und Ratschläge anzunehmen. Ich kann stundenlang diskutieren und argumentieren, um andere von meiner (negativen, pessimistischen) Sicht der Dinge zu überzeugen oder zu begründen, warum etwas nicht geht. Ich fälle schnell mein Urteil über Menschen und deren Verhalten und ich bin sicher, ich fälle das richtige Urteil. Deshalb lasse ich mich nur höchst ungern davon abbringen.
GM: Ich bin offen und immer bereit dazuzulernen und Ratschläge anzunehmen oder wenigstens zu bedenken, bevor ich sie verwerfe. Ich handle eher, als stundenlang zu diskutieren. Ich versuche das Positive in anderen Menschen und im Leben zu sehen und habe Freude daran, andere zu ermutigen. Ich halte mich zurück mit meinem Urteil über Menschen und deren Verhalten, weil ich um meine eigenen Fehler und Schwächen weiß und weil ich weiß, wie leicht es ist falsche Urteile zu fällen.
PM: Ich bin grundsätzlich (oder fast nie) verantwortlich für irgendwas, schon gar nicht, wenn es mein Leben betrifft. Schuld sind immer die anderen. Und wenn die mal ausnahmsweise nicht schuld sein sollten, dann sind die Umstände schuld. Ich mache eigentlich alles richtig und immer verderben mir die anderen oder die Umstände alles. Ich fühle mich sehr ungerecht behandelt von den Menschen und vom Leben. Niemand versteht mich! Außerdem bin ich gedanklich sehr viel mit meiner Vergangenheit beschäftigt und all dem Unrecht, das man mir in meinem Leben schon angetan hat. Und natürlich weiß ich noch ganz genau, wer mir wann wo was angetan hat! Das werde ich nie vergessen, geschweige denn vergeben!
GM: Ich übernehme Verantwortung für mein Leben und das schließt meine eigenen Fehler und Schwächen ein. Ich versuche nicht, mich zu entschuldigen, indem ich auf andere verweise oder widrige Umstände anführe. Ich weiß, wo ich her komme, ich weiß, was ich erlebt habe, und die Lektionen daraus habe ich mitgenommen, aber es ist Vergangenheit. Ich lebe im Hier und Jetzt und schaue erwartungsfroh in die Zukunft. Ich bin nicht nachtragend. Ich habe denen, die mir Unrecht getan haben, vergeben, damit ich frei sein und weitergehen kann. Ich habe denen, die mir Unrecht getan haben, vergeben, weil ich weiß, auch ich haben anderen Menschen Unrecht getan und bin darauf angewiesen, dass mir vergeben wird.
PM: Ich glaube nicht wirklich, dass sich irgendetwas zum Positiven ändern wird.
GM: Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich Dinge zum Positiven wenden können.
PM: Mir wird sowieso nie etwas gelingen. Ich kann das nicht!
GM: Ich habe Zuversicht, dass mir wenigstens teilweise gelingt, was ich tue. Ich bin bereit es wenigstens zu versuchen.