Privates ·Tagesnotizen 2017

Was los war am 05. Januar 2017

Da ich ja gerade eh täglich blogge, bietet es sich an, mich mit diesem Eintrag gleich noch an Frau Bruellens »Was machen die eigentlich den ganzen Tag« aka WMDEDGT zu beteiligen.

Gegen halb acht aufgestanden. Ein erster Blick nach draußen: von dem wenigen Schnee, der bisher hier gefallen ist, lag noch etwas. Es war ja auch kalt genug in der Nacht. Schnell ins Bad und fertig gemacht. Danach Frühstück mit kurzer Check auf Twitter. Dann servierte ich den Vögeln ihr Frühstück, heißt: das Vogelhäuschen wurde mit Futter aufgefüllt. Dieses Jahr scheint es mir, dass vor allem die Spatzen und Grünfinken noch sehr gut im Futter stehen. Die sahen in manchen Jahren um diese Zeit schon deutlich abgemagerter aus.

Ich fing an meine To Do-Liste für den heutigen Tag abzuarbeiten.

Als erstes ca. 10 Minuten »Clean Up«, heißt ich nehme mir 10 (in Ausnahmefällen höchstens 15) Minuten und räume etwas auf oder weg, staube oder putze etwas ab, sortiere Papiere und hefte sie ab oder werfe sie weg, lauter solcher Kleinkram halt, den man in 10 Minuten locker erledigen kann.

Ich staunte, als ich entdeckte, dass die Handwerker heute das Dach am neuen Nachbarhaus deckten. Es war wirklich sehr kalt draußen, aber die Jungs sind tough und turnten vorsichtig auf den nassen und teils auch leicht gefrorenen Dachziegeln (die lagen seit gut einer Woche schon in Stapeln auf der Dachlattung und haben sich zwei heftige Stürme hindurch da gehalten) herum. Wenigstens kam die Sonne raus und die Dachdecker wurden nicht auch noch zusätzlich feucht und nass bei ihrer Arbeit. Erstaunlich wie schnell so ein Dach gedeckt ist. Wie sich herausstellte, bekommen die Nachbarn gleich Solarmodule mit auf ihr Dach. Aha, wissen wir das also nun auch.

Dann erledigte ich eine Weile Arbeiten am Schreibtisch, immer wieder übrigens unterbrochen von Bewegung, denn ich bin ja eifrig dabei jede Stunde wenigstens 250 Schritte zusätzlich zu absolvieren. Während ich gestern abends noch eine Extra-Schicht einlegen musste, um mein Tagesziel an Schritten zu erreichen, lag ich heute wesentlich besser in der Zeit. Ein bisschen hat mich der Ehrgeiz ja gepackt, und meiner Gesundheit ist das sicher nicht abträglich.

Als es Zeit war Mittag zu essen, fehlte die weltbeste WG-Genossin noch, die zum Einkaufen im nahegelegenen Kleinstädtchen unterwegs war.

Ich hatte also etwas Leerlauf und schaute wieder auf der Hay Day Farm vorbei und freute mich wieder über die Maßen, wie schnell jetzt alles auf dem iPad läuft. Tiere gefüttert, Maschinen bestückt, Schiffe beladen, Nachbarn und Freunden geholfen wo es mir möglich war.

Dann kam die WG-Genossin heim und wir versammelten uns zum Mittagessen. Die andere WG-Mitbewohnerin hatte aus Gründen ihren Kühlschrank geplündert und daraus ein sehr schmackhaftes aber auch recht knoblauchlastiges Mittagessen gezaubert. Kartoffeln in Scheiben geschnitten, Paprika, frische Champignons, asiatisch gewürzte Hackbällchen (alles im Ofen gebraten) und frische Avocado-Creme dazu. Während wir aßen unterhielten wir uns angeregt miteinander.

Anschließend klärten wir kurz miteinander ab, wer sich um was für das morgige Mittagessen kümmert und besprachen, wie wir es am besten transportieren können. Die weltbeste WG-Genossin und ich essen morgen nämlich in wunderbarer Gesellschaft außerhäusig und steuern besagtes Mittagessen bei.

Kurz nochmal an den Rechner, dann zog ich mir kurzentschlossen (und dummerweise) schnell die Jacke über, schlüpfte in meine Schuhe und lief hinaus in die mecklenburgische Landschaft. Schon nach kurzer Zeit ging mir meine eigene Dummheit auf. Der Wind fegte eisig über die großen Felder, und ich hatte das Gefühl, mir frieren mein Gesicht und die Hände ein. Ich lief trotzdem bis an den Punkt, den ich mir vorgenommen hatte (war sowieso nicht soooo weit) und kehrte dann wieder um. Am Ortseingangsschild begegnete mir eine tapfere ältere Frau aus dem Dorf mit ihren Walking-Stöcken aber ohne Mütze und Handschuhe. Vermutlich ist sie durch ein langes Leben in Mecklenburger Natur so abgehärtet, dass ihr die Kälte und der Wind nichts ausmachen. Ich verkniff mir in allerletzter Minute einen Kommentar zum Wetter. Stattdessen wünschten wir uns gegenseitig noch ein gutes und gesundes neues Jahr.

Dann begegnete ich kurz vor der eigenen Haustür noch der anderen WG-Mitbewohnerin, die auf dem Weg ins dörfliche Gemeindehaus war, um dort nach der Heizung zu sehen. Als ich mich schließlich ins Warme rettete, erwartete mich die inzwischen eingetroffene Post. Darunter ein für mich sehr erfreulicher Brief. Außerdem hatte mich die weltbeste WG-Genossin überrascht und mir noch ein Päckchen mit kleinen Niederegger Marzipan Klassiker Zartbitter-Schokolade-Barren mitgebracht, von denen ich einen verschnabulierte.

Ich ackerte weiter am Rechner und taute dabei langsam wieder auf. Zwischendrin amüsierte ich mich über die Kater, die sich wiederum über Vögeln draußen auf dem Balkon amüsierten. Die lassen sich von den Katern überhaupt nicht stören und wissen ganz genau, dass die ihnen gar nichts können. Selbst als Jaromir (ein ausgewachsener Maine Coon im besten Alter) vor lauter Aufregung irgendwann hoch aufgerichtet an der Scheibe stand und mit den Pfoten dagegen trommelte, ließen sie sich nicht die Bohne stören. Filippo (der zweite Kater) versuchte sich derweil in geduckter Lauerstellung und mit zuckender Schwanzspitze, was die Vogelschar natürlich erst recht nicht störte.

Schon am Nachmittag hatte ich dann mein Tages-Schritte-Ziel erreicht. Hah, geht doch auch ohne Endspurt erst spät am Abend!

Zur Kaffeezeit gab es Mandelstollen. Da nicht mehr viel davon übrig ist, genieße ich jedes Stück besonders, denn dann gibt es bis nächsten Dezember keinen mehr. In solchen Situationen beschleicht mich immer mal wieder der Gedanke: »Wer weiß, ob ich den nächsten Dezember noch erlebe. Vielleicht ist das hier eines der letzten Stücke Mandelstollen, das ich in meinem Leben essen werde.« Dass mich diese Art Gedanken beschleichen, ist relativ häufig und war auch schon so, als ich noch wesentlich jünger war, kann also nicht damit zusammenhängen, dass ich die Fünfzig mittlerweile überschritten habe.

Ich frage mich, ob andere Menschen auch so häufig von dieser Art Gedanken beschlichen werden. Ich frage mich auch, woher es kommt, dass ich oft solche Sachen denke. Irgendwie ist mir die Vorstellung, dass ich etwas tue oder erlebe und achtlos darüber hinweggehe, weil ich denke, das kommt ja wieder, oder das kann ich ja wieder mal machen, ziemlich unangenehm. Im Grunde können wir das ja nie wissen, und alles was wir tun und erleben kann »zum letzten Mal« werden, wenn unser Leben kurz darauf enden sollte.
Jedenfalls diese Gedanken machen einerseits viele Momente und Dinge um einiges bewusster und kostbarer, als wenn ich einfach darüber hinweggehen würde und bereichern dadurch natürlich. Aber vieles, besonders natürlich das Schöne, hat so immer diesen kurzen Moment des (Er)Schreckens (was? zum letzten Mal???) und der Wehmut.

Weiter am Rechner gearbeitet und gerade noch rechtzeitig die wunderschönen Farben des Sonnenuntergangs am Winterhimmel entdeckt und die letzten Lichtstrahlen des Tages bewundert und genossen.

Zeit meine heutige Schwedisch-Lektion zu absolvieren. Unter anderem erfuhr ich dabei einiges über die schwedische Sängerin Emilia Rydberg Mitiku, die heute 39 Jahre alt wird. Anschließend hörte ich mir einige ihrer erfolgreichsten Songs auf Spotify an. Musikalisch nicht unbedingt mein Geschmack, aber zu Bildungszwecken akzeptabel, zumal sie in Schweden wohl ziemlich populär ist. Dabei erinnerte ich mich daran, dass ich noch eine Radiosendung der BBC rund um das Thema »Snow«, die ich am Vorabend angefangen habe, zuende hören wollte, was ich dann auch getan habe.

Inzwischen war es draußen dunkel geworden. Ich ging hinaus auf den Balkon, der Himmel war fast wolkenlos, die Temperaturen deutlich nach unten gegangen und das Licht der kleinen Mondsichel richtete nicht allzu viel aus. Plötzlich vernahm ich in der Luft Vogelrufe und dann flog ein großer Schwarm mit bestimmt einhundert Wildgänsen in Keilformation über mich hinweg. Nanu? Was machen die denn in so großer Anzahl noch hier? Jetzt aber hurtig!

Wieder drinnen zündete ich mir eine Duftkerze an. Ja, ich mag Duftkerzen. Nicht alle natürlich, aber es gibt so einige, die ich geruchlich als angenehm empfinde und die Mitbewohner ebenfalls. Ich las den Feedreader leer, folgte ein paar Links, machte mir so meine Gedanken über das ein und andere, das ich las. Ich schätze ja den gedanklichen Input, den ich da von ganz unterschiedlichen Menschen bekomme sehr.

Zum Abendessen gab es die Nachrichten.

Geplant sind noch: ein bisschen Twitter, vielleicht ein bisschen stricken und lesen.

Dann suche ich noch meine Sachen für den morgigen Tag zusammen. Ich freu mich schon wie Bolle.

Und: Gute Nacht!