Privates ·Tagesnotizen 2017

Was los war am 11. Januar 2017

Ich litt still mit den Bauarbeitern auf dem Nachbargrundstück, die bei eisigem Wind auf dem Dach und an der Außenfassade des neuen Hauses herumturnten. Klar, sie sind abgehärtet, aber das heisst ja nicht, dass sie nicht doch auch frieren können. Zu meiner Überraschung ertönte nicht wieder Popmusik, wie am Vortag, von ihnen herüber, sondern klassische Musik, ein Violinkonzert.

***

Zu Weihnachten hat mich die andere WG-Mitbewohnerin* mit einem Lese- und Übungsbuch überrascht. Es enthält vier Erzählungen im schwedischen Orignaltext, dazu textbegleitende Wortübersetzungen und je einen Übungsteil (B1-Niveau). Ich begann die erste Erzählung, »Torr Sommar« von Vilhelm Moberg, der mir durch seine Auswanderer-Tetralogie schon bekannt war, zu lesen. So macht Sprache lernen wirklich Spaß.
*Ich muss unbedingt mal eine bessere Benennung für »die andere WG-Mitbewohnerin« finden, das klingt in meinen Ohren irgendwie furchtbar

***

Gegen Mittag begann es dann heftig zu schneien, und der Wind wurde wieder richtig stürmisch. Ich war froh, dass ich eine eigentlich geplante Fahrt nach Güstrow am Morgen abgesagt hatte. Das wäre eine rutschige und ungemütliche Tour geworden. Stichwort Schneeverwehungen, die hier durch die riesigen freien Flächen, ungeahnte Ausmaße annehmen können und dazu noch in unglaublicher Geschwindigkeit. Auf jeden Fall kann ich sagen, wir hatten den ersten richtigen Schneefall des Jahres, nicht nur ein paar verlorene Flöckchen, die unmotiviert vorbeisegeln.

Wir aßen zum Mittag Grüne Bohnen-Eintopf nach einem Rezept meiner verstorbenen Mutter. Lecker und er passte perfekt zum Wetter und wärmte schön von innen.

Am frühen Nachmittag gab es mal eine kurze Schneefallpause, die ich nutzte, um auf den Wegen rund ums Haus Schnee zu schippen, da sich abzeichnete, da kommt noch mehr. Und tatsächlich noch bevor ich fertig war, setzte wieder stärkerer Schneefall ein. Juchu!!!

Wieder zurück im Warmen gab es eine schöne Tasse Tee und das letzte Stück Mandelstollen, das ich angemessen achtsam und ein bisschen wehmütig aß.

***

Ein Segen meines Lebens ist mein Interesse für sehr sehr sehr viele Dinge und Themen. Zugleich ist es aber auch ein Fluch meines Lebens, denn natürlich reicht die Zeit (und inzwischen manchmal auch die Kräfte) nie aus, um alles zu tun. Zwischendrin verfalle ich immer mal wieder dem Wahn, ich könnte doch alles oder fast alles schaffen, bis ich dann wieder merke, nee, geht nicht. Auch ich habe nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung und egal was ich anstelle, es werden nicht mehr. Mal ganz abgesehen davon, dass ich irgendwann ja auch mal schlafen sollte/muss. Ich muss mich entscheiden, was will und kann ich und was muss leider leider verschoben oder ganz aufgegeben werden.

Ihr macht Euch keine Vorstellung, wie furchtbar das ist! Es fällt mir so schwer diese Entscheidungen zu treffen. Und selbst wenn ich sie getroffen habe, blutet mir das Herz wegen der Dinge oder Themen die zurückgestellt oder ganz aufgegeben werden mussten. Langjährige Leser wissen, ich habe mittlerweile rein rechnerisch mindestens die Hälfte meines Lebens wohl hinter mir, und das verschärft die Lage aus meiner Sicht sehr, denn es zeichnet sich ja für mich ab, dass mir immer weniger Zeit bleibt. Ich sag Euch: HORROR!!!1!!

Ich weiß, reines Luxusproblem und doch …

***

Bei Anbruch des Abends regnete es plötzlich und überall tropfte es von den Dächern, Bäumen und Büschen. Laut Wetterberichten soll es die nächsten Tage stürmisch zugehen, eventuell könnte neuer Schnee fallen, aber ich schätze, hier bei uns eher nicht. Es wird wohl andere Landesteile treffen.

Nach Nachrichten und Abendessen sah ich mir ein Gespräch zwischen John Berger und Susan Sontag über das Erzählen »To Tell a Story« an. Anschließend noch die fiktive Dokumentation »Café Nagler«, der jungen israelischen Regisseurin Mor Kaplansky.

Nebenbei weiter an meiner Socke gestrickt.

Beizeiten den Tag beendet, um noch ein bisschen im Bett zu lesen.

Ein Gedanke zu „Was los war am 11. Januar 2017

Kommentare sind geschlossen.