Aufgestanden und erstmal die weltbeste WG-Genossin, die eigentlich schon außer Haus sein wollte, geweckt.
Als nächstes gefrühstückt und fertig gemacht.
Putz-Utensilien zusammengesucht.
Leiter in mein Zimmer geschleppt.
Meinen Lesesessel verschoben, damit ich besser an das dahinter stehende deckenhohe Bücherregal kam.
Leiter aufgestellt.
Hochgestiegen und das Bücherregal erstmal obendrauf feucht abgewischt. Ähm ja, das war dringend nötig! *hust*
Alle Bücher vom obersten Regalbrett geräumt und einzeln entstaubt. Das Regalbrett ebenfalls feucht gewischt und gewartet bis es ganz abgetrocknet war. Bücher wieder ordentlich eingeräumt.
Nächstes Regalbrett, selbes Spiel.
Nächstes Regalbrett … bis zur Mitte des Regals so fortgefahren.
Lesesessel wieder zurückgeschoben.
Leiter aus meinem Zimmer geschleppt.
Putz-Utensilien verräumt und den ausgewaschenen Lappen zum Trocknen aufgehängt.
Meine tägliche Lektion Schwedisch absolviert.
Bis zum Mittagessen am Schreibtisch gearbeitet. Als die Essenglocke geläutet wurde bemerkt, dass ich ganz vergessen hatte, meine neue Bildschirmarbeitsplatzbrille zu tragen. Da muss ich mich erstmal dran gewöhnen, die Brille wenn ich am Rechner arbeite auch tatsächlich anzuziehen.
Mittag gegessen.
Danach schnell mal bei Twitter vorbeigeschaut, denn ich hatte nicht mehr genug Zeit etwas Neues anzufangen, bevor ich los musste. Mein Yoda und ich hatten nämlich einen Friseur-Termin. Wir fuhren eine Weile über Land und durch diverse Dörfer, bis wir das Dorf erreichten zu dem wir wollten. Meine Friseurin schneidet ihren Kunden im eigenen kleinen Studio die Haare. Das Studio befindet sich in ihrem Wohnhaus, einem alten Bauernhaus auf einem mittelgroßen Hof. Sie ist übrigens Friseurmeisterin! Also nicht nur jemand, der sich das Haareschneiden selbst beigebracht hat. Gibt es ja durchaus auch.
Als wir auf den Hof fuhren, war ich höchst entzückt, denn ich entdeckte, dass es schon neue Lämmer gibt. Aber erstmal das zwar dringend notwendige, aber ungeliebte Haareschneiden hinter mich gebracht.
Während mein Yoda drankam, ging ich hinaus und beobachtete ein Weilchen die Lämmer; alle rabenschwarz. Das reinste Vergnügen, wie sie da umeinander sprangen, Bocksprünge übereinander machten und kaum wussten wohin mit ihrer Lebensfreude. Wirklich, wenn Sie mal down sind, gehen sie Lämmer schauen, und Sie können gar nicht anders als lächeln und fühlen sich gleich besser.
Schließlich trennte ich mich von den Lämmchen und lief Richtung nach Hause los. Es war ziemlich äh frisch, aber es tat gut zwischen den weiten Feldern Richtung Dorf zu laufen (der Hof liegt etwas abseits vom Dorf). Dann lief ich durch das Dorf und hinaus zum Dorf und wieder entlang großer Felder. Irgendwann kam mein Yoda mit dem Auto gefahren und sammelte mich auf, bevor ich ganz erfroren war. Über Land und durch eins, zwei, drei, vier, fünf Dörfer ging es heimwärts.
Wieder zuhause schnell von den losen Haaren befreit, und die Kleider gewechselt. Ich hasse lose pieksende Haare in den Klamotten!
Ein Stück Marmorkuchen gegessen, eine Tasse heißen Schwarztee dazu getrunken.
Und schon ging es wieder los zum nächsten Termin, der zum Glück in unserem Dorf stattfand. Im Gemeindehaus trafen sich auf Einladung des Ortsverbands der Volkssolidarität deren Mitglieder und wer sonst Interesse hatte zu einem Erste Hilfe-Kurs. Ich bin kein Mitglied aber zählte zur Gruppe der Interessierten. Selbstverständlich war das nicht der erste Erste Hilfe-Kurs den ich besuchte, aber ab und an mal eine Auffrischung hat noch keinem geschadet, zumal sich im Laufe der Jahre immer mal wieder Dinge und empfohlene Vorgehensweisen ändern.
Ich war erstaunt, wie viele gekommen waren. Da ich aber vorher noch nie bei einer von der Volkssolidarität angebotenen Veranstaltung hier im Dorf war, weiß ich nicht, ob deren Veranstaltungen immer so gut besucht sind, oder ob gestern eben viele Interessierte, so wie ich, gekommen sind. Der Altersdurchschnitt war deutlich über 65 Jahren. Außer der Kursleiterin dürfte ich die bei weitem Jüngste gewesen sein. Aber die anwesenden Senioren waren sehr aufmerksam und eifrig bei der Sache und scheuten sich auch nicht Zwischenfragen zu stellen, die die Kursleiterin geduldig und mit mecklenburgisch-rauhem Charme beantwortete.
Nur einmal wurde es kurz ziemlich still, nämlich als die Kursleiterin fragte, wer sich denn freiwillig zur Verfügung stellen würde, damit sie demonstrieren könne, wie man jemanden in die stabile Seitenlage bringt. Ich dachte schon, oh nein, da muss ich als Jüngste jetzt wohl ran (was ich für die gute Sache natürlich getan hätte), aber gerade als ich mich in Bewegung setzen wollte, sprintete die Frau des Bürgermeisters rekordverdächtig an mir vorbei und lag im Nu »bewußtlos« vor der Kursleiterin am Boden. Die schaute erstmal perplex und meinte dann, so schnell habe sich ja noch nie ein/e Freiwillige/r gefunden. Großes Gelächter im Raum ob dieser Szenenabfolge und ich meine, im Gelächter schwang auch eine gute Portion Erleichterung mit, dass diese Klippe erfolgreich umschifft war.
Neben den üblichen Handgriffen und Erklärungen fand ich selbst am interessantesten, dass die Kursleiterin auch einen sog. Laien-Defibrillator, wie sie jetzt zunehmend an öffentlich zugänglichen Plätzen hängen oder deponiert sind, dabei hatte und vorführte, wie man damit hantiert bzw. wie er funktioniert.
Ebenfalls interessant fand ich ein weiteres Hilfsmittel, das sie vorstellte und zwar »HeLWi«. HeLWi ist ein noch ziemlich neues Produkt und zur Unterstützung von Laien und nichtmedizinischem Fachpersonal bei der Durchführung einer Herzdruckmassage gedacht.
Viele Menschen scheuen vor der Herzdruckmassage zurück, weil sie Angst haben irgendetwas dabei falsch zu machen, oder z.B. den Druckpunkt am Betroffenen nicht richtig zu finden. HeLWi ist ein ganz simples Tool, das in Sekunden einsatzbereit ist und in solchen Fällen helfen kann. Es ist wie eine Art »Lätzchen«, dass man auf den Betroffenen legt und das dann genau den Druckpunkt anzeigt. Wer also Angst hat, den Punkt nicht zu finden, kann sich so ein HeLWi ins Handschuhfach im Auto legen oder in der Handtasche, im Rucksack oder wo auch immer mit sich führen und ist für den Ernstfall auf der sicheren Seite.
Geübte Lebensretter mögen über dieses Tool lächeln, aber der Zweck heiligt die Mittel, und wenn es nur einigen Menschen hilft, indem es ihnen die Angst zu helfen nimmt, und dadurch auch nur ein Leben gerettet wird, dann ist es ein sinnvolles und gutes Tool. Hier gibt es alle Informationen zu HeLWi.
Die Senioren unseres Dorfes waren ziemlich vollzählig bei diesem Kurs, und ich schätze mal, wenn hier zukünftig jemand verunfallt oder mit Herzinfarkt oder Schlaganfall umkippt, wird ihm von allen Seiten schnell und tatkräftig geholfen werden. Hauptsache es bricht kein Streit aus, wer denn nun ran darf bei der Lebensrettung! ;-)
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Als ich wieder zuhause war, setzte ich mich an den Schreibtisch bzw. Rechner und … genau, setzte meine neue Brille auf!! Ich bilde mir ein, dass ich inzwischen schon besser damit zurechtkomme. Auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, dass meine Augen gestern wesentlich weniger angestrengt waren. Wenn das so bliebe, wäre es schon mal toll! Aber mal noch abwarten, wie sich das weiterentwickelt.
Zwischendrin zu Abend gegessen und Nachrichten sowie Kulturzeit geschaut, dann wieder zurück an den Schreibtisch und Computer.
Ich hatte gehofft, vielleicht noch ein oder zwei Serien-Episoden sehen und dabei etwas stricken zu können, aber daraus wurde dann nichts mehr. Bis ich soweit war, dass ich beides hätte tun können, war es schon deutlich nach Mitternacht, also vernünftiger Weise dagegen entschieden.
Zähne geputzt, ab ins Bett, wenigstens noch ein paar Seiten gelesen und gute Nacht!