Kreatives ·Literatur & Lyrik ·Nachdenkliches

O Mittelmeer, o Mittelmeer

Wie schon im letzten Jahr, hat Kiki Thaerigen auch in diesem Jahr wieder den September zum Bingecreating-Monat erklärt. Selber kreativ werden statt passiv konsumieren. Das Motto dieses Jahr lautet „Am Meer“ – Hashtag #SepteMeer
Alle weiteren und nötigen Informationen gibt es hier.

Ich halte mich selbst nicht für besonders kreativ, aber da ich schon seit einer Weile übe meine »comfort zone« öfter mal zu verlassen und auch mal was zu wagen, hab ich mir überlegt, ich nehme dieses Jahr am Bingecreating Monat teil und schaue mal, was passiert, und was das mit mir und der Kreativität macht. Ein bisschen Angst macht mir das Ganze schon. Halte ich durch, fällt mir wirklich so viel ein, das ich beitragen kann? Etc., etc. ABER: Ich habe auch gelernt, dass jeder kleine Schritt schon ein Fortschritt ist und jeder Beitrag ist (zumindest für mich) schon ein Gewinn. Also Augen zu und durch! ;-)

Meinen Anfang mache ich mit einem heute geschriebenen lyrischen Text, bei dem wahren Lyrikern und Poeten hoffentlich (was das Handwerkliche angeht) nicht allzu sehr die Haar zu Berge stehen:

O Mittelmeer, o Mittelmeer

In einem goldenen Traumbild ganz verloren
seh ich mich stehen
an einem hellen weiten Strand;
Die Lippen sonnenspröde,
darauf ein Hauch von Salz;
Es dringt ein silbernes Glitzern,
ein goldenes Funkeln
durch meine geschlossenen Lider,
Licht tanzt auf Wellenkämmen.

Traumverloren,
Erinnerungen
an blendend helle Sonnentage
dort am blauschillernden Meer,
an Wärme und der Freunde Lachen,
an Sommerwind, so thymianschwanger,
und Leichtigkeit und ach …

Traumverloren,
In meinen Ohren
gellen Hilfeschreie,
Es dringt ein silbernes Glitzern,
ein goldenes Funkeln
durch meine geschlossenen Lider,
Licht bricht auf Rettungsdecken.

Albtraumverloren,
Auf schwarzen Wellen
regenbogenschillernde Schlieren,
in meiner Nase beißt ätzender Gestank.

Der Tod tanzt auf den Wellenkämmen
holt seine vollen Netze ein.

O Mittelmeer, o Mittelmeer,
zerbrochen ist der goldene Traum,
Dein Glanz ist stumpf und blind geworden;
Geschändet sind nun Deine Wogen,
und Deine Wellentäler
sind nasse dunkle Gräber.

O Mittelmeer, o Mittelmeer,
Du trägst ein schwarzes Totenhemd;
und Deine Wellen schlagen heulend
an die Gestade meiner Seele,
wo sich das Echo
Deiner Totenklage bricht.

Der Wind bringt mit sich
nur den Hauch des Todes,
küsst mich aus meinem Traum
und kündet von den Toten.

3 Gedanken zu „O Mittelmeer, o Mittelmeer

  1. Das ist gut, gut, gut.
    Nie, nie mehr könnte ich an diesen Gestaden stehen, unbefangen, mit Sonnencreme gesalbt und Glück schlürfen…vorbei. Ein sonnensprödes Totenhemd über alles werfen, den Kopf in den Strandsand stecken - geht alles nicht.
    Nachdenken. Hilflos sein.
    ?

    1. Es ist schwierig ja.

      »Nie, nie mehr« … ich weiß es nicht, aber vorerst nicht. Der Gedanke an all die, die gerade erst darin umgekommen sind, wird vermutlich immer mitschwingen (bei mir).

      Auch die Ostsee birgt viele viele Tote in ihren Tiefen, aber die Zeit ist darüber gegangen, ich (wir) haben es nicht miterlebt, haben nicht Menschen, die uns nahestanden, an sie verloren. Wir schwimmen heute unbefangen in der Ostsee, spazieren an ihren Stränden und lieben sie.

      Vielleicht wird es irgendwann auch am Mittelmeer wieder so sein. Vielleicht erleben wir es noch, vielleicht erst zukünftige Generationen.

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