Wie schon im letzten Jahr, hat Kiki Thaerigen auch in diesem Jahr wieder den September zum Bingecreating-Monat erklärt. Selber kreativ werden statt passiv konsumieren. Das Motto dieses Jahr lautet „Am Meer“ – Hashtag #SepteMeer
Alle weiteren und nötigen Informationen gibt es hier.
Heute habe ich schon früh angefangen, meinen heutigen Beitrag zum Bingecreating-Monat zu malen. Sonst wird es am Ende des Tages knapp, und ich gerate unter Stress. Das hat ganz gut geklappt.
Ich habe das erste Mal im Leben mit Aquarellstiften experimentiert. Aufregend! Herausgekommen ist etwas, das ich als »naive Aquarellmalerei« bezeichne. Akzeptable, aber sicher noch sehr ausbaufähig, oder wie Yoda sagen würde »Viel zu lernen du noch hast, mein junger Padawan!«
Und wie geht es mir bisher mit meiner Teilnahme am Bingecreating-Monat?
Der Schritt raus aus meiner Komfortzone fällt mir noch schwerer, als sowieso schon gedacht. Ich will ihn aber tun, und ich will diesen Monat nicht nur dazu nutzen, zu malen, skizzieren und zeichnen, ich möchte auch gucken, was dieser Monat, dieses Projekt mit mir macht. Deshalb schreibe ich das zumindest teilweise auf. Wen das interessiert, der kann gerne weiterlesen, alle anderen gehen bitte fröhlich weiter und schauen sich an, was die anderen heute Kreatives gemacht haben! Noch viel Vergnügen damit!
Also weiter im Text, für alle, die noch da sind! :-)
Die Unsicherheit, mit ungewohnten Werkzeugen ungewohnte Sachen zu machen, ist da, und wird wahrscheinlich auch so schnell nicht verschwinden. Streckenweise komme ich mir vor, wie damals in der ersten Klasse, als ich Zeile um Zeile mit den ungewohnten Buchstaben und Auf- und Abschwüngen füllen musste, was mal mehr, mal weniger gut gelang.
Ich hab einfach keine Ahnung, wie man was macht, und muss manches erstmal recherchieren. Wie funktionieren denn Aquarellstifte? Was bitte ist ein »Papierwischer« (und wie um alles in der Welt kriegt man den wieder sauber)? Gibt es sowas wie ein ABC des Malens, Skizzierens, Zeichnens? Hilfreiche Tipps, Ratschläge? Wie bekommt man diesen oder jenen Effekt hin?
Zum Glück gibt es das Internet, mit viel Informationen und Y*u*ube mit jeder Menge Tutorials.
Zu viel Theorie will ich mir aber auch nicht reinziehen, sonst verkopft mir gleich wieder alles. Ich probiere also ziemlich herum. Das macht mir in manchen Momenten sogar ein bisschen Spaß, ist aber auch ziemlich beängstigend.
Ich male so gut wie nie. Ich kritzle auch nicht herum, wo ich geh und steh. Stifte nutze ich zu 99 Prozent, um etwas Aufzuschreiben. Also Text! Und jetzt soll/will ich etwas anderes mit den Stiften machen, und plötzlich tun meine Hände so, als hätten sie noch nie einen Stift gehalten oder benutzt. Mein zeichnerisches Grundwissen geht gegen Null. Eigentlich bin ich ein sehr visueller Mensch. Ich liebe Kunst, ich kann mich begeistern für schöne Skizzen und Zeichnungen, für Details in Gemälden. Ich beneide jeden, der einigermaßen malen, zeichnen und skizzieren kann glühend. Ich würde das so gerne auch können! So eine bin ich!
Einen eigenen Stil hab ich natürlich auch nicht. Woher auch, der entwickelt sich ja oft erst im Laufe der Zeit bei Kreativen. Deshalb werden meine Beiträge zum Bingecreating-Monat ziemlich unterschiedlich ausfallen. Vielleicht kristallisiert sich im Verlauf des Monats ja heraus, was mir eher, und was weniger liegt.
Oder ich kriege irgendwann einfach einen Nervenzusammenbruch. Hahaha! Mein innerer Monk dreht nämlich schon jetzt ziemlich am Rädchen.
Er findet es gar nicht gut, dass es keine ehernen REGELN gibt. Tja, Pech gehabt, mein Lieber! Kreativität folgt (glaube ich) keinen Regeln. Ideen kann man nicht planen, sie kommen oder eben nicht. Klar, ich kann mich »inspirieren« lassen, aber das will auch erstmal gelernt sein. So einfach ist das nämlich mit dem »sich inspirieren« lassen auch nicht.
Mein innerer Monk will also gerne Regeln oder einen Plan, nachdem er vorgehen kann. Wobei mir einfällt »Malen nach Zahlen« könnte was für ihn/mich sein. ;-)
Außerdem hat er (Perfektionist, der er ist) sehr genaue Vorstellungen, wie das Ergebnis meiner kreativen Tätigkeit aussehen soll (á la: wehe, das sieht nicht mindestens so gut aus wie das was XY (Da Vinci, Turner, Kiki, etc. gemalt, skizziert, gezeichnet hat!). Und in 99,9 Prozent der Fälle, sieht mein Ergebnis eben gravierend anders aus.
Meine Frustrationsschwelle ist an dieser Stelle unterirdisch. Das Bild in meinem Kopf bzw. in meiner Vorstellung/Phantasie ist meist sehr detailliert und sieht toll aus. Das, was ich tatsächlich aufs Papier bringe ist (für mein und Monks Empfinden) eine mittlere bzw. absolute Katastrophe.
Ich möchte mich auf den Boden werfen und schreien und toben (was ich übrigens niemals wirklich tue) und mit den blöden Stiften um mich werfen, das Machwerk in tausend Schnipsel zerfetzen … und an dieser Stelle habe ich eben in der Vergangenheit wieder aufgehört zu malen, zeichnen oder skizzieren. Weil ich die Diskrepanz zwischen dem Bild in meiner Vorstellung und dem auf dem Papier nur extrem schlecht aushalte. Ich ertrinke in Frust.
Nicht sehr hilfreich, wenn obendrein mein innerer Monk vor sich hin zetert á la: »Du kannst eben nicht malen/zeichnen/skizzieren!« »Du hast schon als Kind die falschen Farben verwendet!« »Deine Kunstlehrerin hat ja damals einen Herzinfarkt erlitten! Ob da nicht ein Zusammenhang besteht?!« »Hast Du nichts Besseres zu tun, als hier albern rumzumalen?!« »DAS willst Du anderen Menschen zeigen?? Bist Du wahnsinnig? Du blamierst Dich ja bis auf die Knochen und mich gleich mit!!!«, …
So geht das pausenlos. Ein Königreich für einen Knebel!!!1!!!
Ich weiß, dass 99 Prozent von dem, was mein innerer Monk (aka der innere Saboteur) zum Thema »Malen« von sich gibt falsch, falsch, falsch ist … aber es ist trotzdem anstrengend, mich ständig dagegen abschirmen oder wappnen zu müssen. Weil ich irgendwo tief tief in mir drin eben selber glaube, dass ich eigentlich nicht malen kann, dass ich nicht kreativ bin, etc. etc.
Wobei, vielleicht kann ich tatsächlich nicht malen, zeichnen, skizzieren, weil mir grundlegende Fähigkeiten bzw. das Talent oder die Begabung dafür fehlen. Kreativ kann ich aber trotzdem sein. Wenn ich nicht malen kann, dann fällt mir vielleicht was anderes ein. Kreativ sein heißt ja nicht ausschließlich »malen und skizzieren können wie Da Vinci«!
Ich beiße also meine Zähne zusammen, stopfe mir imaginäre Ohropax in meine Ohren und kritzle, und zeichne, und male und versuche möglichst nicht zu viel dabei zu denken oder zu antizipieren. Ich sage mir mantrahaft vor:
»It’s Fun! It’s Fun! It’s Fun!« (und für kurze Augenblicke, fühlt es sich tatsächlich auch so an - ich hoffe, diese Augenblicke werden im Laufe des Monats zunehmen und sich ausweiten)
»Hier geht es nicht um den Turner Prize! Es kommt nicht darauf an, dass es perfekt aussieht!«
»Du kannst die Farben auswählen, wie Du willst und wenn Du den Himmel grün anmalen willst, dann wäre das auch okay! Das nennt man künstlerische Freiheit!«
»Es kann Dir vollkommen egal sein, was andere über Deine Malerei, Deine Skizzen und/oder Ideen denken! Du musst ja schließlich nicht Deinen Lebensunterhalt damit verdienen!«
»Solltest Du Dich tatsächlich mit dem, was Du hier machst blamieren, wäre das zwar nicht angenehm, gehört aber zum Leben!«
»Jede Minute, die Du diesen Monat damit verbringst, zeichnerisch kreativ zu sein (egal, was dabei auf dem Papier herauskommt!), ist ein FORTSCHRITT und über den freu ich mich!!«
Ja. Genau so ist es. Und es wird nie besser. Klar, irgendwann hat man genügend Routine, Erfahrung und Tricks, um Ergebnisse abzuliefern, die man selbst gut – oder gut genug – findet und mit denen man als Profi seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Was der Rest der Welt dazu sagt ist übrigens seltsam belanglos, selbst wenn Lob kommt, denn der eigene Kompass gibt die Marschrichtung vor. Man kämpft immer gegen den eigenen Anspruch und der ist stets unerreichbar. Wenn man sich auf diesem Weg weiter durchschlägt, endet man unglücklich, verbittert und fällt von einer Depression in die nächste.
Ich habe dieses Jahr alle Techniken fürs Bingecreating zugelassen, weil der Druck, täglich oder wöchentlich ein Werk abzuliefern für viele schon groß genug ist. Es soll ja Spaß machen und nicht in Hausaufgaben ausarten. Wenn man sich mit dem Zeitfaktor einer ungeübten Tätigkeit plagt und dann noch mit den Techniken, das kann sehr schnell die Freude nehmen. Aber ich freue mich über jeden Beitrag, bei dem ich sehe: Hier hat sich jemand echt verdammt viel Mühe gegeben. Und dazu zähle ich nicht nur das Malen oder Zeichnen, sondern auch das Veröffentlichen. Es kostet sehr viel Mut, etwas ins Netz zu stellen, von dem man weiß: Das ist dilettantisch. Ich sehe bei meinen eigenen Dingen, wie jeder andere Mensch auch, in erster Linie die Fehler. Aber für manche Menschen ist das, was mich an meinen Werken kirre macht, das, was sie daran anzieht. Und das geht anderen Menschen natürlich genauso.
Man kann aber auch spielerisch da rangehen, und ich glaube, das ist der glücklichere Weg. Das Können kommt mit der Übung, wie in jedem Fachgebiet. Dinge zeichnen sich bei mir quasi von selbst, ohne dass ich noch groß darüber nachdenken müsste. Aber echte Freude kommt dann, wenn man sich auf etwas komplett Neues einlässt. Ich scheitere zum Beispiel gerade grandios an Ölmalerei. Die Technik ist so gar nicht intuitiv oder auch nur ableitbar aus allem, was ich bislang mit dem Pinsel angestellt habe. Die Ungeduld ist enorm, weil einzelne Schichten Stunden, Tage, Wochen trocknen müssen – und das, wo ich oft schon bei Aquarellfarben den Rappel kriege, weil es nicht schnell genug geht! Es ist wie ein Tanz auf dem Hochseil – die Aussicht ist toll, der Weg irre, der Absturz eigentlich garantiert, aber das Gefühl, wenn man auf der anderen Seite ist, das ist einfach toll. Und der Weg zur Routine, das Abenteuer, das macht mir sehr viel Freude.
Nachtrag: Ach ja, die Papierwischer? Einfach anspitzen. ;-)