Cat and Co Content ·Privates ·Tagesnotizen 2017

Trauriger Wochenbeginn

Jaromir
* 27. Juli 2002 - 27. November 2017

Du warst der Kater, von dem ich ein Foto im Internet sah und sofort wusste, dass Du zu mir gehörst. Da war es auch egal, dass Deine Züchter viele hundert Kilometer entfernt von uns wohnten. Als wir Dich dort besuchten und sahen, bestätigte sich mein Ersteindruck.

Du warst der kleinste Kater aus dem Wurf, aber auf Zack. Zwei Wochen später brachten Deine Züchter Dich zu uns, denn sie wollten gerne sehen, wohin ihre Katzen und Kater kommen, und ob sie es wirklich gut haben werden. Obwohl wir ja schon einige Kater hatten, bibberte ich innerlich ein bisschen, ob wir ihren Ansprüchen wohl genügen würden.
Zum Glück war das der Fall und fortan, lebtest Du bei uns.

Dich gewählt zu haben, habe ich nie bereut. Auch nicht, als Du mir in der ersten Nacht ins Bett gepinkelt hast, weil Du noch nicht raus hattest, wo das Katzenklo stand und wie im Dunkeln dorthin kommen. Es war das einzige Mal, dass Dir das passiert ist.

Am Anfang warst Du noch recht klein und mager, aber das hat sich schnell geändert, denn Du hast gefressen wir ein Weltmeister, was Dir für einige Zeit sogar den Spitznamen »Fressmaschinchen« einbrachte. Das war aber auch kein Wunder, denn Dein Körper entwickelt sich in atemberaubenden Tempo und wir konnten fast zusehen, wie Du größer wurdest. Immerhin gehörtest Du zur stolzen Rasse der Maine Coon und das sind die größten Hauskatzen überhaupt. Gegen Deinen Vater bist Du immer noch klein gewesen, aber alle, die Dich das erste Mal sahen, waren beeindruckt von Deiner Größe, aber auch von Deiner Sanftheit.

Du warst neugierig und verspielt, und wenn Du nicht gerade Deine Mitkater aufgemischt hast, dann hast Du am liebsten mit Deinem Stofffrosch gespielt und ihn durch die Gegend geschleppt. Abends bist Du mit ihm im Arm eingeschlafen.

Du warst der Kater, der herausfand, wie man Schubladen aller Art öffnet (und ab und an dann auch gleich ausräumt). Zum Glück misslangen Deine Versuche, es auch den anderen Katern beizubringen.
Es reichte aber natürlich, dass Du es konntest. Ein oder zwei von ihnen konntest Du hin und wieder überreden, mit Dir in die Schubladen zu schauen, reinzuklettern und das ein oder andere rauszuwerfen.
Als wir eine neue Küche brauchten, verwandten wir viel Zeit mit der Auswahl geeigneter Schubladengriffe, also solchen, die Du nicht so leicht aufziehen konntest. Zum Glück wählten wir richtig und brauchten danach keine Sorge mehr haben, dass Du auch noch Küchenschubladen ausräumst und vielleicht sogar heimlich, während wir weg waren, Menüs kochtest.

Du warst immer um uns, je länger je mehr. Kaum eine Unterhaltung, während der Du nicht aufgetaucht bist, um zu hören, was Deine Menschen da zu reden hatten und nicht selten hast Du Dich mit eigenen Beiträgen eingemischt.
Überhaupt warst Du eine kleiner Quatschkopf! Du hast für Dein Leben gern erzählt. Du hast immer erzählt, was Du gerade machst oder vor hast. Du hast erzählt, wenn Du etwas Aufregendes entdeckt hast. Du hast erzählt und erzählt und erzählt, von früh bis spät (gut, dass Du ab und an auch mal geschlafen hast!).

Du warst verschmust ohne Ende und hast Dir Deine Schmuse-Einheiten gnadenlos eingefordert. Dabei war Dir völlig egal, womit wir gerade beschäftigt waren. Und wenn ein fast 9-Kilo-Kater einen anstupst (anrempelt?), weil er jetzt Aufmerksamkeit und gestreichelt werden möchte, dann bleibt einem nix anderes übrig, als zu folgen.

Du hast wunderbar beruhigend schnurren können, und Du wusstest immer immer immer ganz genau, wie es mir ging und warst immer zur Stelle, wenn ich es am dringensten gebraucht habe. Du warst mein Seelenkater.

In letzter Zeit merkten wir, dass Dir das Alter langsam zusetzte und dass irgendetwas aus dem Lot war. Besuche bei der Tierärztin und in der Tierklinik brachten aber keine Befunde oder Diagnosen, denen man etwas hätte entgegensetzen können. Allerdings schienst Du Dich in den vergangenen Monaten wieder etwas gefangen zu haben.

Am vergangenen Wochenende zeigtest Du plötzlich einige Symptome, die mich zumindest alarmierten.

Gestern früh fuhr ich mit Dir zur Tierärztin, um Dich erneut durchchecken zu lassen. Sie stellte fest, dass Deine Lungen voller Wasser waren und empfahl einen Notfall-Besuch in der Tierklinik in der großen Stadt.

Bevor es soweit kam, ging es Dir noch in der Praxis schlagartig und rapide schlechter, und am Ende blieb, um Dich nicht elend langsam qualvoll ersticken zu lassen, nichts anderes, als Dich gehen zu lassen.

Du warst mein Seelenkater und ich werde Dich, Dein großes Herz und Einfühlungsvermögen und alles, was ich Dir verdanke, nie vergessen. Ich bin am Boden zerstört und kann immer noch nicht fassen, das Du nicht mehr da bist.
Wir vermissen Dich unfassbar, und die eingekehrte Stille ist kaum zu ertragen.

19 Gedanken zu „Trauriger Wochenbeginn

  1. Liebe Liisa, jetzt weine ich um Deinen Seelenkater. So ein schönes Porträt. So schmerzhaft ist es.

  2. Eine wunderschöne Liebeserklärung und ein herzzerreißender Nachruf ist das. Es tut mir sehr, sehr Leid, dass Dein Seelenkaterchen so plötzlich aus Deinem Leben geschieden ist.

  3. ach, liisa was für traurige nachrichten. ich kann es gut verstehen - die stille, die fehlenden rituale.
    nichts, wirklich nichts kann trösten,
    vielleicht - die tatsache, dass man eine gute zeit miteinander hatte und wir sie immer in unseren herzen behalten!

  4. Nun graut der November um so mehr….Ich spüre die Liebe die durch jedes Katerhaar in deine Hände floss.Dort wo nun kein Streicheln mehr gefordert wird, bin tränentraurig beim Lesen dieser Abschiedsworte.

  5. Der lieben »muehlenmirla« schließe ich mich an, zumal wir auch so einen weiß-roten Coone oder wie sie heißen hier haben, unerschütterlich vom Enkel betobt. Wenn es ihm zu bunt wird, entfernt er sich vornehm.

  6. Wie schön Du das geschrieben hast und wie traurig es ist. So viel Zeit gemeinsam, es wird noch lange etwas fehlen. Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft auch die Traurigkeit zuzulassen.

  7. sehr berührend, Frau Liisa. Ein wundervoller Kater und ein sehr liebevoller Abschiedsbrief.

  8. Ich lese das eben erst und bin mit traurig. Es ist immer wieder so eine Qual durch diese Zeit zu gehen – bis man wieder frohen Herzens mit Dankbarkeit für die schöne Zeit mit dem so besonderen Jaromir blicken kann.

    Ich drücke Dich ganz doll!

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