Filippo
* 19. Juni 2004 - 26. März 2018
Du bist damals ganz unerwartet in unser Leben gepurzelt. Wir wollten, nachdem wir schon seit Jahren Katzen hatten, mal eine dieser berühmt-berüchtigten Katzenausstellungen zu besuchen. Es war nur eine lokale, überschaubare Veranstaltung. Dort stellte Deine Züchterin einige ihrer Tiere aus und hatte Dich und Deine Geschwister ebenfalls in einem Ausstellungskäfig dabei.
Wir bestaunten Dich und Deine Geschwister und wollten schon weitergehen und -schauen, als Du plötzlich ans Gitter kamst und mich angemaunzt hast. Ich steckte meinen Finger durch das Käfiggitter, um Dich zu streicheln, und Du fingst sofort an, an meinem Finger zu lecken und zu schnurren wie ein Großer.
Als wir dann doch weitergehen wollten, sagte Deine Züchterin auf einmal »Die sind zu haben!«
Wir waren völlig überrascht, weil wir gehört hatten, dass auf solchen Veranstaltungen keine Tiere verkauft werden dürfen. Und eigentlich waren wir ja auch nicht gekommen, um mit einem weiteren Katerchen nach Hause zu kommen.
Du gefielst uns auf Anhieb. Kein Wunder, Du warst ein bildhübsches Katerchen, und Du hast so heftig auf mich reagiert, dass wir anfingen ernsthaft zu diskutieren, ob wir tatsächlich …?
Während wir da also hin und her überlegten und diskutierten, näherte sich ein Pärchen, und obwohl Du sie völlig ignoriert hast und nur Augen für mich hattest und mich weiterhin lauthals bemaunzt hast, bemerkte ich, dass sie ein Auge auf Dich geworfen hatten. Ich bedeutete der weltbesten WG-Genossin, dass wenn wir Dich wirklich ernsthaft haben wollten, dann müssten wir uns jetzt beeilen, sonst würde dieses Pärchen schneller sein und Dich uns wegschnappen.
Also fiel unsere Entscheidung, dass Du ein Zuhause bei uns haben solltest. Fünf Minuten, nachdem wir das mit Deiner Züchterin festgemacht hatten, kam das Pärchen und bekundete, sie wollten Dich haben. Tja, da haben sie Pech gehabt, denn Du warst gerade uns versprochen worden (und wir hatten schon die Anzahlung geleistet).
Zwei Tage später durften wir Dich dann ab- und zu uns nach Hause holen. Wir hatten immer das Gefühl, nicht wir haben Dich ausgesucht, sondern Du hast Dich uns ausgesucht. Und wir haben Deine Wahl nie bereut, und ich hoffe, Du hast Deine Wahl auch nie bereut.
Du kamst in unsere damals große Katzenbande (5 Kater), aber das hat Dich überhaupt nicht irritiert. Du hast Dir selbstbewusst Deinen Platz gesichert und Dich mit Deiner feinen aber bestimmten Art wunderbar integriert.
Du liebtest »Deinen« Stofffrosch, den Du so lange Du klein warst gerne mit Dir herumgeschleppt hast, und oft bist Du eng an ihn gekuschelt eingeschlafen.
Du bist mit allen Katern gut ausgekommen, aber Dein bester Kumpel wurde Jaromir. Vielleicht, weil er wie Du ein Maine Coon Kater war, vielleicht weil er Dir vom Alter her am nächsten war (nur zwei Jahre älter), oder weil Ihr einfach gut miteinander konntet. Ihr wart immer ein prima Team. Das hat sich schon früh gezeigt, wenn Jaromir Dir Schranktüren geöffnet hat, damit Du sie mit großer Begeisterung ausräumen konntest.
Du hast dann eine zeitlang auch gerne Schubladen aufgezogen und deren Inhalt ausgeräumt. Das hast Du dann aber relativ schnell selbst wieder gelassen. Ein weiteres Deiner Hobbys, als Du klein warst, war es Sachen von uns zu verschleppen und in unseren Betten zu verstecken.
Vom bildhübschen Katerchen hast Du Dich zum bildhübschen Jungkater gemausert. Dein erster Spitzname war »Bübchen«, weil Du so schlank und eben bübchenhaft warst.
Schließlich wurdest Du zum bildhübschen Prachtkater. Besucher hast Du mit Deiner Schönheit und Deinem wunderbaren Charakter immer schnell bezaubert, auch wenn Du Fremden gegenüber eher zurückhaltend warst.
Vor wenigen Jahren hattest Du dann eines Tages plötzlich ein sogenanntes »Blutohr«. Davon hatten wir bis dahin noch nie etwas gehört. Bei Hunden gibt es das häufiger, seltener bei Katzen. So kamst Du zu Deinem verkrüppelten Öhrchen, dass Deine Schönheit aber nur geringen Abbruch tat, und Du hast Dein Krüppelöhrchen mit Würde ge- und ertragen.
Du warst immer ein außergewöhnlich feinfühliger Kater und auch sehr verschmust, wenn Dir danach war. Deine Streicheleinheiten hast Du Dir eingefordert und konntest dabei durchaus nachdrücklich sein. Reagierten wir nicht schnell genug auf Deine Signale,dann gab es auch schon mal einen kleinen Rempler, um uns auf Trab zu bringen.
Egal wann ich ins Bett gegangen bin, sobald Du es gehört hast, bist Du aufgetaucht und hast Dich in meinen Arm gekuschelt für eine abschließende Kuschelrunde. War ich noch mit dem iPad zugange, z.B. weil ich noch mal schnell Twitter gecheckt habe, oder noch ein bisschen gelesen habe, dann hast Du Dich mit den Vorderpfoten über meinen angewinkelten Arm gehängt. Zu Deinen besten Zeiten warst Du ein 8,5 Kilogramm-Kater, und die am Arm hängen zu haben, war nicht ganz ohne. So hast Du mich meist schnell überzeugt, das blöde iPad beiseite zu legen und mich ausschließlich Dir zu widmen.
Den anderen Katern warst Du immer friedfertig und sehr sozial gegenüber. Dreimal hast Du Neuankömmlinge freundlich in Empfang genommen und ihnen auf Deine liebe Art beim Einleben geholfen. Geduldig hast Du ihre Kindereien hingenommen, Ihnen aber auch klare Grenzen aufgezeigt, ohne dabei heftig zu werden.
Katerchen Aurelio, das Anfang dieses Jahres zu uns gekommen ist, hast Du noch etwas Schliff mitgegeben und bist ihm in den letzten Wochen ein Vorbild gewesen.
Katerchen Benji durfte Dich noch kennenlernen, aber leider schon nicht mehr in Hochform.
Du hattest auch ein besonderes Gespür für meine jeweilige Verfassung und hast mir in mancher schwierigen Stunde treu zur Seite gestanden.
Mit Deinen Blicken, Deinem Schnurren und Erzählen hast Du mir durch schwere Momente geholfen.
Deine Zuneigung und Dein Vertrauen haben mir viel bedeutet, und ich werde das nicht vergessen.
Anfang des Jahres, bemerkte ich erste Anzeichen, dass etwas mit Dir nicht in Ordnung sein könnte. Dein Gewicht war binnen vier Wochen deutlich zurückgegangen. Ich schob es zunächst darauf, dass Du ja auch den Verlust von Jaromir, mit dem Du Dein ganzen Leben verbracht hast, zu verkraften hattest, und der kleine Aurelio war gekommen und forderte Dich ordentlich.
Aber ich behielt das ganze im Blick. Als Du weitere vier Wochen später weiteres Gewicht verloren hattest, war klar, etwas stimmt ganz und gar nicht.
Wir brachten Dich zur Tierärztin. Bei den folgenden Untersuchungen wurde keine rechte Ursache gefunden, außer, dass sich Deine Arthrose in den Hinterbeinen deutlich verschlimmert hatte. Die Tierärztin und wir vermuteten, dass Du aufgrund der Schmerzen nicht mehr so gern und weniger gefressen hast. Du bekamst Schmerzmittel, die zunächst erstaunlich gut anschlugen. Du fingst sogar das Treppensteigen wieder an. Wir freuten uns.
Doch die Freude währte nur kurz, denn plötzlich schienst Du das Schmerzmittel nicht mehr zu vertragen. Es musste wieder abgesetzt werden. Die Tierärztin suchte und fand ein anderes Schmerzmittel, das Du zukünftig bekommen solltest. Doch die Lieferung verzögerte sich. Plötzlich hörtest Du ganz auf zu fressen, was uns in Alarm versetzte.
Wieder Tierarztbesuch, weitere Untersuchungen. Du bekamst Schmerzmittel gespritzt und ein Vitaminpräparat, das auch Deinen Appetit wieder ankurbeln sollte. Endlich fingst Du wieder an zu fressen. Wir atmeten auf.
Aber postwendend trat ein neues Problem auf, Du hast alles binnen kurzer Zeit wieder erbrochen. Nichts schien diesen Teufelskreis unterbrechen zu können. Verabreichte Medikamente, die so gut wie immer wirken, wirkten bei Dir nicht die Bohne.
Am vergangenen Wochenende mussten wir Dich notfallmäßig in die Tierklinik der großen Stadt bringen. Erneute Untersuchungen und Tests. Das Ergebnis war niederschmetternd.
Die Ärzte dort versorgten Dich so, dass wir Dich wieder mit nach Hause nehmen und den Rest des Wochenendes nutzen konnten, in Ruhe von Dir Abschied zu nehmen.
Heute mussten wir dann den schweren Gang antreten, und ein letztes Mal mit Dir zur Tierärztin fahren.
In meinen Armen hast Du dann Deinen letzten Atemzug getan. Wir haben Dich neben Deinem alten Kumpel Jaromir endgültig schlafen gelegt.
In meinem Herzen ist ein Loch mehr und bleibst Du für immer mein Flippchen mit den weißen Pfötchen.
Ach, ach! Das klingt nach einem erfüllten Katzenleben, und wie schön, dass es eine Staffelübergabe an die beiden Neuzugänge geben durfte!
Fühl Dich gedrückt.
Oh, wie traurig. Aber was für ein wunderbares Leben, das Du hier so eindrucksvoll beschrieben hast. Und was für eine schöne Zeit, die ihr miteinander verbracht habt.
Hach nee :(
Aber ihr hattet ein schönes gemeinsames Leben und ich denke das er seinen Nachfolger noch ein bisserl einarbeiten konnte.
Das tut mir sehr, sehr leid.
Oh, wie traurig. Da musste ich doch ein paar Tränchen weinen. Es erinnert mich so sehr an meinen Abschied von Mausi und Lucy. Und es ist egal wie lange man die Katzen hatte und wie schön ihr Leben war,sie fehlen unendlich.
Ooooooch….
Nun: Freude und kostbares Erinnern!
Es tut mir sehr leid. Du hast würdige Worte zum Abschied gefunden. Fühlt euch gedrückt.
So schöne Worte. Ich hab ein wenig mit Dir geweint. Genau so ein Krankheitsbild hatten wir auch. Ich umarme Dich und schicke liebe Grüße.