Es gibt ja diese speziellen »Jetzt ist es wieder soweit«-Momente, die sich jedes Jahr wiederholen und einem ein wenig heimatliche Anwandlungen bieten. In der vergangenen Woche, erlebte ich zwei davon.
Einen Abend trat ich spät hinaus auf den Balkon. Es war stockdunkel, die Nachbarn schliefen schon. Aus den Fenstern ihrer Häuser strahlte kein warmes Licht und auch kein bläuliches Flackern der Fernseher. Über mir blinkten unzählige Sterne am klaren Himmel. So stand ich da und genoss das stille Funkeln und die Stille. Doch plötzlich drang ein lautes Zwitschern und dann wunderbarer Vogelgesang an mein Ohr. Es war »unser« Sprosser, die nordische Nachtigal, der wieder da ist und nun jede Nacht ausdauernd und wunderschön singt, um eine Gefährtin zu bezirzen.
Da stand ich also und dachte bei mir selbst »jetzt ist es wieder soweit!« und freute mich, in den kommenden Nächten verlässlich diesen schönen Gesang hören zu können.
Der zweite dieser »jetzt ist es wieder soweit«-Momente war zwei Tage später. Wieder war es schon Nacht, und wieder trat ich auf den Balkon hinaus. Der Tag war zwar sonnig gewesen, aber wir hatten auch viel Wind, der abends etwas stürmischer wurde. Und wie ich das so stand, drang aus der Dunkelheit vor mir ein Geräusch, das mich zum Lächeln brachte und zum »jetzt ist es wieder soweit«-Moment.
Wir haben hier ringsum viele, zum Teil auch recht alte und mächtige Bäume, zum Beispiel herrliche Kastanien. In den Tagen zuvor hatten die meisten Bäume sich endlich wieder belaubt. Fast alle stehen also im frischen Grün da, nur einige Nachzügler zeigen noch ein paar kahle Zweige und Äste. Und wie ich da also stand, fuhr der Wind durch die frisch belaubten Bäume auf dem Kirchberg und wo sie sonst um uns herum stehen. Das Geräusch, das dabei entsteht, hört man wenn es windig ist natürlich bei Tag und bei Nacht. Nachts allerdings, wenn man die Bäume nicht sieht, klingt dieses Geräusch, als ob die Ostsee direkt vor einem liegt und ihre Wellen an den Strand rauschen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich dieses Meeresrauschen-Geräusch von den Bäumen das erste Mal im Frühling höre, und über die Jahre ist auch das zu einem meiner »jetzt ist es wieder soweit«-Momente geworden.
Ach ja, der Sprosser, hier in unserer ländlichen Umgebung habe ich ihn vor ein paar Jahren das erste Mal gehört und war begeistert. Nun ist er schon wieder ein paar Sommer stumm gewesen oder einfach nicht da. Er liebt halbdichte Gehölze, und unsere Knicks hier in Schleswig-Holstein werden alle sechs bis zehn Jahre zurückgeschnitten. Dann sind sie erstmal kahl, dann genau richtig für den Sprosser und dann wieder zu dicht. So kommt er nur alle paar Jahre. Ich hoffe, es ist bald wieder so weit.
Wahrlich schöne Momente, so sinnlich deutlich beschrieben! Danke
Ich kenne beides, den herrlichen Nachtgesang und das Rauschen des Laubes, was bei uns Pappellaub ist und sich anhört wie Meeresrauschen. Von einem auf den anderen Tag begann es und ich sage dann immer: Es rausch wieder!