Mit den Vorsätzen ist das ja so eine Sache, muss ich nicht mehr viel zu sagen, oder?! Da gefällt mir die Idee einer »Herzliste« von Frau Dingens deutlich besser. Ich habe sie aufgegriffen und meine eigene Herzliste erstellt. Darauf finden sich auch einige Dinge, die ich gerne mal tun oder die ich gerne lernen würde, an die ich mich aber bisher aus verschiedenen Gründen nicht so recht herangetraut habe. Ebenfalls von Frau Dingens stammt die Empfehlung »Feiert die Erfolge, in dem ihr z.B. über sie bloggt oder twittert« und das will ich dann auch tun.
Nun ist es so: Ich liebe Holz. Und ich bewundere Menschen, die mit Holz gekonnt umgehen können. Also Holzfäller, Schreiner, Kunsttischler, Holzschnitzer, etc. Vor einiger Zeit war ich hier in einem etwas abgelegenen Dorf, und wie ich da so entlang spazierte kam ich an einem Haus vorbei. Vor dem Haus war ein älterer Mann dabei Holzscheite zu spalten. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte, dass er schon über 80 Jahre alt sei und seit er es als Kind gelernt hat, spaltet er sein Holz selbst. Jeden Tag macht er das für ein halbe oder ein Stündchen. Rund um uns war jedes freie Plätzchen mit akurat gestapelten Holzscheiten gefüllt. Ich war der Bewunderung voll, das sag ich Euch!
Nun bin ich selber 1. ein Stadtkind (d.h. in der Stadt großgeworden) und 2. leider leider auch eher ein Kopfmensch und weniger die Praktikerin (wobei mich letzteres zunehmend nervt). Jedenfalls arbeite ich daran, doch etwas mehr den Tatmensch in mir zu stärken und auszubauen.
Seit wir hier in Mecklenburg wohnen sind nun zwei weitere Faktoren hinzugekommen: Wir wohnen jetzt wirklich wirklich auf dem Land und in der Natur inmitten von sehr sehr viel Holz (in Form von Bäumen) und in unserem Haus gibt es jetzt einen Kamin, der mit Holz befeuert wird. Der männliche Part unserer WG (ein Praktiker vor dem Herrn!) hat zudem eichhörnchenhafte Fähigkeiten, Vorräte zu sammeln (in diesem Fall: Holz!). Die angesammelten Holzberge zerlegt er dann äußerst gekonnt und fachgerecht zu Holzscheiten und -Spänen. Ihr ahnt es: ich bin der Bewunderung voll! Und … ein bisschen neidisch auf seine Fähigkeit. Ich würde nämlich zu gerne selber Holz gekonnt spalten können und so findet sich auf meiner Herzliste der Punkt »lernen, wie man gekonnt Holzscheite für den Kamin spaltet«. Betonung liegt auf »gekonnt«!
Nachdem in der letzten Zeit gelagerte Holzscheite umgesetzt und neuer Holzvorrat herbeigeschafft wurde, geht es nun langsam ans Zerlegen des Holzes. So habe ich heute meinen Mut zusammengenommen und als unser hauseigener Holzwurm ans Zerkleinern ging, bin ich zu ihm gegangen und habe vor mich hingenuschelt: »Kann ich evtuell helfen und auch mal hacken?« Dummerweise hat er mich trotzdem verstanden und ist gleich gegangen das Werkzeug zu holen, hat mir einen Hackklotz hingestellt und mir die große Axt in die Hand gedrückt. Ähm … ja … soweit so gut.
Tatsächlich war es eine riesengroße Axt (also, so aus meiner Perspektive). Ich dachte bei mir »Wohlan!« holte aus und war Sekunden später sehr dankbar, dass ich glücklicherweise zufällig etwas breitbeinig dagestanden hatte, denn sonst hätte ich mir die Axt freischwingend gleichmal ins Schienenbein gehackt. Glück gehabt! *räusper* Der liebe Holzwurm verdrehte freundlicherweise nur ansatzweise die Augen, biss sich auf die Lippe und unterdrückte, was immer ihm in diesem Moment auf der Zunge gelegen haben mag. Freundlich wies er mich darauf hin, dass das nur passieren konnte, weil ich zu weit vom Hackklotz entfernt gestanden hatte. Ich wagte mich also ein zwei Schritte näher heran. Der nächste Versuch lief insofern besser, dass die Axt tatsächlich auf Holz traf - allerdings mit wenig Resultat. Sprich: sie fiel auf das Holz und prallte ab. Ich schwöre, für einen Moment glaubte ich, das Stück Holz kichern zu hören. Aber das kann ja wohl nicht sein! Der nächste Versuch verlief nicht viel anders, was mich leicht verwirrte.
Der liebe Holzwurm hatte gut beobachtet, was ich da veranstaltete, und wies mich darauf hin, dass das Holz die Auseinandersetzung gewinnen würde, wenn ich weiterhin versuchen würde, die Kraftentwicklung aus den Handgelenken zu holen. Das einzige an mir, das sich bewegen dürfe, seien meine Schultergelenke und ein wenig der Rücken. Die Schwerkraft plus das Gewicht und die Geschwindigkeit der Axt würden den Großteil der Arbeit übernehmen. Fein! Also der nächste Versuch … der grandios daneben ging, also komplett. Das Holzstück stand quasi jungfräulich auf dem Holzklotz und zwinkerte mir hämisch zu. Wie sich bei den nächsten Versuchen nun langsam herauskristallisierte, bin ich obendrein ein kleiner Schwächling (Städter und Schreibtisch-Mensch halt). Wobei, Ihr habt ja keine Ahnung, wie schwer so eine Riiiesenaxt ist und die wird auch noch immer schwerer, je länger man sie benutzt.
Der liebe Holzwurm erbarmte sich meiner und reichte mir ein Handbeil, räumte die großen Holzstücke etwas zur Seite und sammelte aus dem riesen Holzhaufen einige schon vorher etwas zerkleinerte Holzstücke, na gut Holzstückchen, die er zu einem kleinen Haufen neben mir aufbaute. »Versuch’s mal damit!« lautete sein Ratschlag. Ich sagte mir: »Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!« und »Jeder fängt mal klein an!« und »Übung macht den Meister«. Was man sich halt in so einer Situation sagt und versuchte es mit dem Handbeil und den kleineren Holzstücken. Immerhin, das Handbeil konnte ich deutlich besser händeln als die große Axt. Das Resultat, was das Holz anging, blieb aber leider ziemlich erbärmlich. Was ich offenbar (ungewollt) ganz gut kann, ist Rinde bzw. Borke abspalten. Ist auch nett, aber nicht wirklich was ich wollte und in einem richtigen heftigen Winter, würde ich mit dieser Fähigkeit vermutlich jämmerlich erfrieren.
Mich packte ein wenig die Verzweiflung, warum es einfach nicht klappen wollte. Ich wandte mich etwas ratlos dem lieben Holzwurm zu und fragte: »Wieso krieg ich das nicht hin? Wieso treffe ich nur so gerade eben das Holz (soo klein, dass man sie ohne Lupe nicht hätte treffen können, waren die Holzstückchen nun auch nicht) und spalte höchsten Splitterchen ab?« Seine weise Antwort: »Deine ganze Körperhaltung signalisiert Flucht!« Ich schaute an mir herunter und tatsächlich! Jahaha, was ein weiser Holzwurm ist!
Ich gebe zu, ich habe Angst (nicht nur Respekt) vor der Axt (die ist nämlich scharf, und ich weiß, wenn wir unglücklich aufeinandertreffen, ziehe ich den Kürzeren und je größer die Axt ist, desto größer ist die Angst) und ich habe kein Zutrauen zu mir selbst (was ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt für durchaus vernünftig halte). Diese Angst liegt im Widerstreit mit meinem Wunsch: ich will das gerne lernen und können! Ich hole also wagemutig mit Axt oder Beil aus und kurz bevor sie auf das Holzstück treffen, gewinnt quasi die Angst die Oberhand und ich zucke kurz zurück. Das Resultat … siehe oben!
An diesem Punkt beschloß der Holzwurm mir sein Vertrauen dadurch auszudrücken, dass er mir mitteilte, er würde jetzt mal etwas anderes arbeiten und ich könne in aller Ruhe weiter vor mich hin probieren. Im Prinzip hätte er mir alles erklärt, was zu erklären sei (also aus seiner Sicht, der schon jahrzehntelang Holz spaltet, quasi ohne noch dabei nachzudenken, komplizierte Berechnungen anzustellen, etc. etc.). Sprach’s und entschwand (vielleicht, vielleicht konnte der Ärmste aber auch nur das Schauspiel, das ich ihm bot, nicht länger ertragen. Wer weiß das schon?!).
Zurück blieben nur das Handbeil, der Hackklotz, die Holzstückchen und ich. Ich versuchte es weiter und stellte fest, mir steht die Zaghaftigkeit und Angst echt im Wege. So wird das nix mit mir und der Holzhackerei. Und dann erschien wieder das Wort »Wagemut« bzw »Wage Mut!« in leuchtenden und optimistischen Farben vor meinem inneren Auge. Jawohl! Wagemut hieß es jetzt aufzubringen! Ich holte mit dem Handbeil aus, kommandierte mir selbst: »Wage Mut! Jetzt!« ließ das Beil fallen und oh Wunder, ich hatte das Holzstück vor mir tatsächlich richtig getroffen und gespalten! Gleich nochmal! Mist! Das ging wieder daneben! Nochmal, konzentrieren, mutig wagen und zack! Die Holzstücke fielen rechts und links vom Hackklotz! So ging es noch ein Weilchen weiter, mal mit weniger, mal mit mehr Erfolg. Ich werde in der nächsten Zeit noch viel üben müssen und bin fest dazu entschlossen, aber ich habe zumindest die Hoffnung, dass es mit mir und dem Holzspalten doch etwas werden könnte. Der nächste kalte Winter kommt bestimmt und dann werde ich auch lässig pfeifend mal eben ein paar Klafter Holz spalten! Naja, also so ungefähr jedenfalls …