Wanderung durch’s Warnow Durchbruchtal und ein Abstecher ins Archäologische Freilichtmuseum in Groß Raden
Gestern haben wir es endlich mal geschafft ein lang gehegtes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wir fuhren nach Groß Görnow bei Sternberg und starteten dort unsere Wanderung durch das Warnow-Mildenitz-Durchbruchstal. Es ist das größte im Norden und die Warnow fließt dort herrlich durch wunderschönen Mischwald vorbei an bis zu 30 Meter hohen Steilhängen. Im Tal wachsen seltene Pflanzenarten wie das Pfeilkraut, das Deutsche Geißblatt oder die echte weiße Seerose. Jede Menge Tiere haben dort ein kleines Paradies für sich gefunden. Mit etwas Glück kann man z.B. den Eisvogel, Seeadler, Graureiher und Kormorane beobachten oder lieber gleich die Fischotter und Biber.
Vom Parkplatz aus ging es gleich hinein in den Wald und schon nach wenigen hundert Metern stießen wir dann auf die Warnow, die zu meiner Überraschung relativ breit dahinströmte. Durch die z.T. doch recht ergiebigen lokalen Regenfälle am vergangenen Wochenende führte sie deutlich mehr Wasser als sonst gewöhnlich dort um diese Zeit. An einer der beiden Brücken über die Warnow sahen wir dann, dass es recht stürmisch zugegangen sein muss. In einen Baum an der Brücke muss der Blitz eingeschlagen haben und hatte einen riesigen Ast abgesprengt, der nun teils im Fluß, teils auf der Brücke hing und diese auch beschädigt hatte. Das Geländer rechts und links fehlt teilweise. Eine (Senioren)Vierergruppe, die kurz vor uns gestartet war, drehte hier wieder um. Wir überlegten kurz und entschlossen uns dann, die Überquerung zu wagen und kletterten einfach über das Gezweig und die Äste auf der Brücke hinweg. Kein Problem und so konnten wir die Wanderung problemlos fortsetzen.
Ich hatte ja etwas befürchtet, dass der Wald durch die Feuchtigkeit ziemlich vermückt sein könnte. Tatsächlich war dem aber nicht so. Nur gegen Ende der Wanderung, tauchten plötzlich ein paar Mücken auf, die wir uns aber erfolgreich vom Hals bzw. von der Haut halten konnten. Die meiste Zeit wanderten wir ganz allein vor uns hin, nur zwei-, dreimal trafen wir auf andere Wanderer. Wir genossen die Natur in vollen Zügen und bedauerten auch angemessen zwei kleine tote Waldspitzmäuschen. Das blieben zum Glück die einzigen Toten, auf die wir stießen.
Etwa auf der Mitte der Wanderung trafen wir auf einen sehr nett angelegten Rastplatz, direkt an der Warnow, die dort relativ ruhig dahinströmt. Dort strömt sie auf einem kurzen Abschnitt durch wilde Naturwiesen bevor sie wieder im Wald verschwindet, und so kann man dort wunderbar eine Pause für ein Picknick einlegen und sogar grillen ist möglich. Dazu wurde eine kleine Badestelle angelegt, die von einem älteren Ehepaar, die uns dort entgegenkamen gleich genutzt wurde, wie wir bei einem Blick zurück feststellen durften. Kleidung vom Leib und heissa ab ins kühlende Nass. So eine Abkühlung hätten wir zu dem Zeitpunkt auch gebrauchen können, denn es wurde doch wieder erstaunlich schwül, was ich so nicht gedacht hätte.
Gleich bei diesem Rastplatz führt dann die zweite Brücke wieder zurück über den Fluß, die allerdings deutlich weniger »naturnah« gebaut als die erste Brücke und mit einem Schild versehen, auf dem der Bürgermeister zelten und campen an dieser Stelle untersagt. Schade eigentlich aber andererseits auch nötig und verständlich.
Wenig später sahen wir die einzigen »Kanuten«, ein blutjunges Pärchen, auf unserer Wanderung. Sie hatten mit ihrem Boot allerdings an dieser Stelle etwas Mühe, weil dort gerade ein Flachwasserabschnitt ist, wo das Wasser im Moment zumindest teilweise noch unter der kritischen 30 Zentimeter-Marke liegt und sie immer wieder aufzusetzen drohten. Vermutlich war das auch der Grund, warum wir keine weiteren erfahrenen Kanuten auf dem Fluß sahen.
Schließlich am Ende der Wanderung angekommen, waren wir fast traurig, dass es nicht noch ein bisschen weiterging. Die Traurigkeit währte nur kurz, denn kurz darauf fing es tatsächlich an etwas zu regnen und inzwischen war der Parkplatz auch deutlich gefüllter und mehrere Familien und Kleingruppen auf dem Weg hinein ins Tal.
Wir entschlossen uns, die paar Kilometer bis Groß Raden noch zu fahren und dort einen kleinen Abstecher ins Archäologische Freilichtmuseum zu machen. Das Auto muss man etwa 1,5 Kilometer vorher abstellen und für unser Empfinden zog es sich dann ziemlich, bis man endlich beim Freigelände ankommt. Kann aber daran gelegen haben, dass wir schon einiges in den Füßen hatten. Das Museum selbst ist nicht sehr groß, bietet aber allerhand an Aktivitäten, was zumindest gestern gerne von Großeltern mit ihren Enkeln oder Eltern mit ihren Kindern in Anspruch genommen wurde. Man kann sich selbst einen Korb aus Rohr flechten, Specksteinchen in kleine Schmuckstücke verwandeln, sich einen eigenen Holzlöffel schnitzen oder einen Quirl aus Holz fertigen oder spinnen und weben, alles unter fachkundiger Anleitung.
Ansonsten wohnen gerade einige Frühmittelalter-Fans in dem kleinen »Dorf« und demonstrieren so etwas wie »Frühmittelalter-Alltagsleben«. Typische Kleidung, Kochen über dem offenen Feuer, sammeln von Vorräten, putzen von Töpfen, Holz hacken und weiterverarbeiten, was halt so anfällt im Leben eines Dorfbewohners des frühen Mittelalters. Mit einem Paar unterhielten wir uns eine Weile. Sie kommen eigentlich aus Nordrhein-Westfalen und verbringen auf diese Weise schon zum wiederholten Male ihren Jahresurlaub hier. Der Mann ist schon seit 24 Jahren mit diesem »Hobby« zugange und meinte, inzwischen hätten sie schon ein eigenes kleines »Museum« zuhause.
Er hat sich vor allem mit dem Schmieden beschäftigt und z.B. alle Töpfe, die sie zum Kochen verwenden, selbst geschmiedet. Seine deutlich jüngere Frau jedenfalls schien seine Liebe zu dieser Zeit und dem doch sehr entschleunigten und reduzierten Leben zu genießen und das mit Krabbelkind, das fröhlich in einer schattigen Ecke vor sich hin brabbelte. Immerhin dürfen sie in einem der Flechtwandhäuser übernachten und nicht »nur« in Zelten wie die meisten anderen ihrer Freunde, die mit ihnen den Urlaub dort verbringen. Der schönste Teil des Tages für sie ist natürlich, wenn das Museum endlich seine Tore schließt und sie den Abend dann gemeinsam auf dem Freigelände verbringen können. Nur die modernen neu errichteten Museumsgebäude vor dem Freigelände, die störten die Idylle. Sie blieben nämlich nachts beleuchtet und wirkten dann aus dem Dorf betrachtet ein bisschen wie »Ufos in der Ferne«, so meinten die beiden.
Wir liefen noch rund um den Burgwall und freuten uns dort besonders an den hundertfach blühenden Rosenmalven, dann noch kurz auf den Bootssteg und wenigstens für ein paar Minuten die Füße zum Abkühlen in den Groß Radener See gesteckt und den riesigen Seerosenteppich bewundert, der einen Teil des Sees überzieht. Schließlich tapperten wir doch ziemlich müde gelaufen zurück Richtung Auto. Wir hatten trotz aller Müdigkeit allerdings noch so viel Wanderstolz, dass wir tapfer die Pferdekutsche, die vor dem Eingang zum Freigelände auf eventuelle Fahrgäste wartete, links liegen liessen. ;-)
Auf dem letzten Stück des Weges zum Parkplatz sahen wir dann, dass sich ein drohendes Unwetter zusammenbraute und schafften es gerade noch so ins Auto, bevor der Regen losprasselte.
Unser Fazit: Für Familien mit Kindern (ersatzweise Großeltern mit Enkeln) ist das Archäologische Freiluftmuseum sicher ein interessantes Ziel und lohnt den Abstecher. Unser eigener Höhepunkt aber war die Wanderung durch das Warnow Durchbruchtal. Da würde ich gerne auch nochmal zu einer anderen Jahreszeit, z.B. dann im Herbst durchwandern.