Fragmente #12
Überaus wohltuenden Trost erfährt der vor Gram gebeugte oder von Sorgen geplagte Geist auf einer Pilgerreise zu diesen schattigen Wallfahrtsstätten. Blicket auf zu den immergrünen Wipfeln der Bäume, die den Stürmen von mehr als dreitausend Jahren widerstanden haben! … Während man in Staunen und Bewunderung versunken ist, scheinen die Wirren des irdischen Kampfes sich aufzulösen.
Edward Vischer, The Mammoth Tree Grove,
Calaveras County, California, 1862
Ich pilgere schon seit meiner Kindheit gerne zu Bäumen, je mächtiger und älter, je lieber. Es ist etwas Geheimnisvolles an der Beziehung zwischen einem Mensch und einem Baum. Es sind aber nicht viele Menschen, die sich wirklich auf einen oder gar mehrere Bäume einlassen. Das ist etwas anderes, als sie im Vorübergehen nur kurz zu bewundern, und sie kurz darauf schon wieder vergessen zu haben. Und ganz gewiss etwas ganz anderes, als sie nur nach ihrem Holz- und Geldwert zu taxieren. Und auch wenn einer einem Baum einen ästhetischen, klimatischen, nostalgischen oder romantischen Wert zuschreibt, ist das weit entfernt von dem, was eine Beziehung zwischen einem Mensch und einem Baum sein kann. Die meisten Menschen haben das vergessen und können sich darunter nichts mehr vorstellen. Sie haben es so grundlegend vergessen, dass sie nicht einmal mehr ahnen, welchen Verlust sie erlitten haben.