Fragmente #23 - Julmond, Schnee und Safran
Mein Morgen begann sehr schön. Als erstes mit dem Fensterausblick, als ich die Augen aufschlug. Ich schlafe und liege so, dass mein erster Blick des Tages direkt auf eines der großen Fenster und hinaus in meine kleine Welt fällt. Es begann gerade so eben hell zu werden, was alles in ein ganz spezielles blaues Licht hüllte. Darin standen die noch nachtschwarzen Stämme und Äste der über hundertjährigen Kastanien. Auf den Ästen eine ordentliche Ladung Schnee, wegen des Lichts noch leicht bläulich, und zwischen den Zweigen hindurch leuchtete der volle Julmond sanft auf mich herab. Ich schätze es sehr, auf diese Weise in den Tag zu gleiten.
Das Zweite, das mich wenige Minuten später erfreute, war ein Link zu einem Artikel, auf den Frau Kaltmamsell hinwies. Dieser Link führte mich nach dem Blau zur zweiten Farbe meines heutigen Tages, nämlich dem Rot des Safrans. Ich liebe den fragilen, äußerst wertvollen und geschmacklich einzigartigen Safran schon lange. Zum einen, weil ohne ihn Schwedische Lussekatter, die an keinem Luciadag fehlen dürfen, keine echten Schwedischen Lussekatter sind, zum zweiten, weil er ein wichtiges Gewürz in der orientalischen Küche ist, die ich sehr schätze, zum dritten, weil mich schon von Kind an die Geschichte des Safrans und seiner Gewinnung und Verbreitung zutiefst fasziniert hat, und zum vierten, weil ich den Duft und Geschmack von Safran sehr liebe, denn damit entführt er mich in Sekundenbruchteilen in eine andere Welt und in nostalgische Kindheitserinnerungen. Von letzteren habe ich nicht allzu viele gute, aber die mit dem Safran verbundenen sind schön. Jedenfalls las und versank ich mit großer Freude in diesem und diesem Artikel, auch wenn ich kurz ein paar innere Tränen vergoß, dass ich nicht früh genug von den einhundert kostbaren Safran-Döschen erfahren habe, um ebenfalls eins zu ergattern. So ein Döschen hätte sich wunderbar eingefügt in meine kleine Safranwelt und wäre angemessen wertgeschätzt worden. So freue ich mich nun einfach still für all jene, die mehr Glück hatten, und eines dieser doppelt besonderen Döschen ihr Eigen nennen können.
Und jetzt bin ich gespannt, welche Farben mir dieser Tag noch bringen wird, denn ich bin eine Farbensammlerin, nicht nur im Winter.