Findlinge
Die Norweger wollen neue Geldscheine haben. Dafür wurde ein Design-Wettbewerb ausgerufen. Jetzt hat sich die Norwegische Notenbank entschieden zwei der Wettbewerbsbeiträge zu kombinieren. Für die Vorderseite der neuen Banknoten zeichnet The Metric System verantwortlich, für die Rückseite der Banknoten, die grobpixelige Grafiken zeigen, Snøhetta Design. Wirklich interessant, finde ich und irgendwie auch typisch Norwegen. Traditionelles (Meer, Schiffahrt, Fischfang) wird kombiniert mit Modernem, eben dem Pixel-Look. 2017 sollen die neuen norwegischen Banknoten dann in Umlauf kommen. Übrigens war es auch das erste Mal, dass man Künstler und Designer für die Entwicklung neuer Banknoten hinzugezogen hat. Das Ergebnis kann sich durchaus blicken lassen.
In irgendeinem Beitrag zum Gastland Finnland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse habe ich was gehört, was ich bisher noch nicht wusste, aber total toll finde. Finnland hat in seinen Reisepässen auf den Seiten, auf die die Visastempel kommen einen Elch, der sich bewegt, wenn man die Seiten schnell umblättert, also ein kleines »Daumenkino«. Wie cool ist das denn?
Was gab’s sonst noch? Mein inzwischen zweiter Infekt ist hinterlistig. Tut so, als ob er auf dem Rückzug oder so gut wie weg wäre, aber tatsächlich lungert er noch immer hier rum und bringt sich immer mal wieder unerwartet und unangenehm in Erinnerung. Gefällt mir gar nicht. Damit verbunden ist auch eine unfassbare Schlappheit. Nervt! Kann weg! Jetzt!
Ich rege mich mit schöner Regelmäßigkeit weiter über den Umgang mit Flüchtlingen auf und ärgere mich über die eigene weitgehende Ohnmacht dabei. Ab 13. Oktober beginnt eine europaweite Polizeiaktion gegen illegalen Flüchtlinge und Menschen ohne Papiere in der EU, die bis zum 26. Oktober gehen soll. Die Aktion trägt den Namen »Mos maiorum«, bezeichnend, was sich hinter dieser Bezeichnung verbirgt. Ist schon interessant, dass die EU so eine Aktion problemlos organisiert und länderübergreifend auf die Beine gestellt bekommt, aber angeblich nicht in der Lage ist, mit Lösungen für die unfassbaren Umstände rund um die Flüchtlinge aufzuwarten. Ich hätte nicht übel Lust, meine eigenen Papier wegzuwerfen. Wenn das alle oder wenigstens viele täten, wäre das vielleicht schon mal ein guter Anfang und ein Zeichen der Solidarität. Ist natürlich von den braven und bürokratiehörigen Deutschen eher nicht zu erwarten.
Im November muss ich eine Rede halten. »Du bist doch so eloquent!« »Nein, bin ich eben nicht!« »Doch, bist Du!« So etwas passiert, wenn sich jemand ein eigenes Bild von einem gemacht hat und alles andere konsequent oder besser gnadenlos ausblendet. Ich kann vielleicht recht gut mit Worten umgehen, aber ich mag es trotzdem nicht, sowas vor einer größeren Anzahl von Menschen tun zu müssen! Ich habe versucht mich dagegen zu wehren aber leider erfolglos. Jetzt sitze ich hier und versuche, mir eine solche Rede aus den Rippen bzw. dem Kopf zu leiern. Ein Erstentwurf steht inzwischen aber ich bin nicht wirklich glücklich damit. Und ich muss mich so zwingen, mich wieder daran zu machen. Ich werde so so froh sein, wenn ich diesen Termin und vor allem die Rede hinter mich gebracht habe.
Die Woche war dann auch bei mir recht literaturlastig. Dass Lutz Seiler für seinen Roman »Kruso«, der auf Hiddensee spielt, den Deutschen Buchpreis gewonnen hat, freut mich persönlich sehr.
Der Nobelpreis für Literatur 2014 ist vergeben. Diesmal an den Franzosen Patrick Modiano. Ich amüsierte mich teilweise über die Beschreibung des Menschen Modiano durch den Literaturkritiker Andreas Isenschmid, der u.a. sagte: »Er ist von legendärer Unbeholfenheit«. Nicht das Schlechteste, was man über einen Menschen sagen kann, finde ich. Gerade in unserer heutigen Zeit, wo alles so auf »Perfektion« ausgelegt ist. (Quelle)
Ich habe selber von Modiano noch nichts gelesen. Französische Literatur ist ja in Deutschland eher rar. Das Werke von Modiano auch in deutscher Sprache vorliegen, verdanken wir übrigens ausgerechnet dem von vielen so verachteten Peter Handke, der als erster 1985 den Roman »Une jeunesse« (»Eine Jugend«) übersetzte und Modiano so auch den deutschen Lesern nahebrachte. Ich möchte auf jeden Fall in absehbarer Zeit etwas von Patrick Modiano lesen. Vielleicht »Im Cafe der verlorenen Jugend«, das auch als ebook vorliegt, wie mich @Buddenbohm auf Twitter wissen ließ.
Und dann ist Siegfried Lenz Anfang der Woche verstorben. In einem der zahlreichen Nachrufe wurden dann seine Essays erwähnt, unter anderem sein Essay über den Schmerz. Den würde ich mir gerne auch mal an Land ziehen und lesen.
Gelesen habe ich diese Woche u.a. diesen längeren aber sehr interessanten und auch ziemlich wahren Artikel über »Egoistische Zweisamkeit: Ersatzreligion Liebe« Ich hätte gerne einen »Salon« nach dem Vorbild Literarischer Salons, in dem man in gemütlicher Runde, interessante Artikel miteinander diskutieren kann. Dieser Artikel wäre schon mal ein guter Kandidat als Diskussionsgrundlage. Habt Ihr den Artikel gelesen und wenn ja, was denkt Ihr dazu? Mich hat er jedenfalls gedanklich diese Woche ziemlich beschäftigt.
Seit letzter Woche läuft die zweite Staffel der Serie »Dein Wille geschehe«. Sie besteht wieder aus 8 Episoden, die jeweils im Doppelpack Donnerstags auf ARTE gezeigt werden. Die Hälfte der zweiten Staffel ist bereits gelaufen und ich bin einmal mehr ziemlich beeindruckt. Die Idee zur Serie hatte Produzent Bruno Nahon schon 2007. In der Serie geht es um junge Priesteramtsanwärter bzw. Seminaristen des Pariser Kapuzinerklosters. Ich finde es erstaunlich, dass jemand so ein tolles Drehbuch rund um diese Thematik schreibt, diese dann tatsächlich verfilmt und im Fernsehen gezeigt wird. Die Serie ist unglaublich komplex und tiefsinnig und mit Sicherheit eine der besten Serien, die ich in den vergangenen Jahren gesehen habe. Guckt die zufällig auch jemand von Euch und wenn ja, wie gefällt sie Euch? Die gestrigen beiden Folgen können natürlich wie immer bei ARTE in der Mediathek nachgeguckt werden. Allerdings baut die zweite Staffel auf der ersten auf, und eigentlich sollte man die erste Staffel gesehen haben, um vieles in der zweiten Staffel einordnen und verstehen zu können.
Ansonsten habe ich mich mit einem kleinen schwarz-weißen Jungkater angefreundet, der mich erst nachts gegen 23 Uhr mächtig mit seinem Rascheln im Gebüsch erschreckte und sich dann heftigst an mein Bein warf und mich schier nicht mehr ins Haus lassen wollte, also zumindest nicht ohne ihn. Äußerst agil und wendig versuchte er mit mir durch die Terrassentür ins Haus zu gelangen. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als ums Haus zu laufen und durch die Eingangstür hineinzugehen, um anschließend die Terrassentür von innen zu schließen. Fand der kleine Kuhkater weniger nett von mir, aber leider ging das nicht anders. Nach vergeblichen Versuchen, mich mit entsprechenden Blicken und Miauen durch die Fensterscheibe doch noch zu überreden trollte er sich schließlich doch davon.
Tja, das war dann in Auszügen, was mich diese Woche so beschäftigt hat. Habt ein schönes Wochenende!