Tagesnotizen: WMDEDGT?
6:30 Uhr: Eine Stunde bevor der Wecker klingeln sollte aufgewacht. Kurz überlegt, ob so tun, als ob ich es nicht bemerkt hätte. Dagegen entschieden.
Balkontür auf und tatsächlich noch kühle frische Luft hinein gelassen.
6:50 Uhr: Fixes Frühstück: Toast & Tweets. Dabei in einem Tweet gelesen, dass heute WMDEDGT? (Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?)-Tag ist (wie jeden 5. eines Monats! und ausgerufen von Frau Brüllen) und gedacht: Toll, ich muss heute Abend nicht zum drölfzigmillionsten Mal denken: Mist, heute war WMDEDGT?-Tag und ich hab’s wieder verpasst mitzumachen! Wie so häufig bin ich Spätzünder oder »Late Bloomer«. Überhaupt, eine meiner Superkräfte: mit Elan auf den Zug aufspringen, wenn der schon in den Zielbahnhof einfährt und abbremst, und mich kurz darauf wundern, wieso alle aussteigen und der Zug nicht weiterfährt. ;-)
7:30 Uhr: Nicht zu spät, eher zu früh (das halbe Haus schlief noch, inklusive Teile meines Gehirns), an die heute morgen anstehenden Putzaufgaben begeben. Später wird’s eh zu heiß. Während des Putzens wieder versucht eines der großen Rätsel der Menschheit zu lösen. Welches verrate ich, wenn ich die Lösung gefunden habe. Also wahrscheinlich nie oder kurz nachdem jemand anderes sie nicht nur gefunden, sondern bekanntgegeben hat (Sie erinnern sich: Spätzünder -> Zug -> Bahnhof -> EndeGelände).
Während des Putzens außerdem die gestrige Ausgabe der in Schweden beliebten Radiosendung »Sommar«, die dort Kultcharakter hat, nachgehört. Während der Sommerwochen werden dort interessante Menschen aus allen möglichen Bereichen wie Film, Theater, Musik, Literatur, Sport, Politik, Soziales etc. eingeladen und dürfen etwa 1 1/2 Stunden das Programm selbst gestalten. Das ist wirklich meist sehr interessant. Gestern war der Tänzer und Choreograf Alexander Ekman dran und seine Musikauswahl wirkte sich denn auch positiv auf die Putzaktion aus. Kurz unterbreche ich das Putzen, als die Kraniche, wie jeden Morgen, laut rufend über unser Haus hinwegziehen. Ich sehe ihnen gerne nach, wenn sie so im Formationsflug vorbeifliegen.
9:00 Uhr: Nach Abschluß der Putzarbeiten, geduscht. Draußen mittlerweile voller Sonnenschein und steigende Temperaturen. Das wird heute wieder schön warm.
9:20 Uhr: Kurzer morgendlicher Plausch mit einer der WG-Mitbewohnerin.
9:30 Uhr: Ran an den Schreibtisch und einiges weggearbeitet sowie anstehende Telefonate erledigt.
10:45 Uhr: Zwischendrin die Tagesernte grüne Bohnen geschnippelt. Schrieb ich kürzlich hier im Blog:
»Die grünen Bohnen erscheinen meinem Laienauge ein bisschen schwächlich auf der Brust und auch nicht so zahlreich, wie gedacht, aber was weiß ich schon. Vermutlich ernten wir am Ende Massen an Bohnen und wissen nicht mehr wohin damit!«
Jetzt stellt sich heraus, es waren prophetische Worte. Die grüne Bohnen-Ernte fällt dieses Jahr überreichlich aus. :-)
11:15 Uhr: Noch etwas weiter am Schreibtisch gearbeitet und dann telefonisch einen Besuch Anfang kommender Woche festgezurrt. Also jemand kommt uns besuchen. Höchstwahrscheinlich werden es sogar noch mehr Besucher - es ist Ferienzeit, da erinnern sich viele gerne relativ spontan an ihre Freunde in Ostsee-Nähe. ;-) Aber ja, wir freuen uns! :-)
12:00 Uhr: Die Glocke läutet und ruft alle WG-Bewohner zum Mittagessen. Es gibt mit Käse überbackenen Nudelauflauf und diesen grandiosen Bohnensalat, selbstverständlich mit frischen Bohnen, Tomaten und Basilikum aus dem Garten. Ein wunderbarer Sommersalat für heiße Tage. Die Reste sicherte ich mir gleich noch für mein Abendessen.
12:45 Uhr Kurzer Ausflug auf die Terrasse. Es ist eindeutig zu heiß, um draußen zu bleiben. Also wieder rein und im etwas abgedunkelten Zimmer nochmal an den Schreibtisch, Weiteres abarbeiten. Die Kater liegen ziemlich demonstrativ faul in der Gegend herum, was meiner Motivation einen kleinen Dämpfer gibt.
13:15 Uhr: Die Post war da und hat mal was für mich gebracht, was nicht Werbung oder Rechnung ist, nämlich eine Postkarte aus Konstanz, und ein handgeschriebener Brief von einer Freundin aus Österreich über den ich mich sehr freue, weil a) handgeschrieben (ist heutzutage ja schon fast eine Seltenheit!), b) wir in 95% über Mails und 3% über Telefon kommunizieren und der Brief daher eine echte Überraschung ist und ich c) weiß, dass sie eigentlich gerade mega viel um die Ohren hat.
Apropos Postkarten, die nehmen auch von Jahr zu Jahr ab. Ich prangere das an! Klar, über Internet geht alles schneller und schließlich hat man ja Urlaub und will nicht ewig und drei (Urlaubs)Tage Postkarten an die Daheimgebliebenen schreiben, aber schön war’s doch, als man als Daheimgebliebener zum Trost wenigstens schöne bunte Postkarten mit Ansichten aus aller Welt bekam. Heute löst schon eine Postkarte aus Konstanz Freudentaumel aus, ich meine Konstanz!!! (Tschuldigung an alle Konstanzer! ;-) )
13:30 Uhr: Ich weiß nicht, ob der Freudentaumel der Auslöser ist oder was anderes aber ich habe eine Eingebung und trage »WMDEDGT?« als wiederkehrenden Termin in mein Todoist ein, inklusive rechtzeitiger Erinnerung. Warum ist mir das nicht schon viel eher eingefallen? \o/
13:40 Uhr: Zeit mal wieder Twitter zu checken. Lese einige längere Texte und Artikel online.
14:30 Uhr: Die Kater haben gewonnen, ich lege eine kurze Mittagspause ein.
15:00 Uhr: Pflaumenkuchen mit gebrannter Mandelkruste dazu Eiskaffee und Schwatz über dies und das mit WG-Mitbewohnerin. Wir verabreden uns für später.
15:30 Uhr: Bisschen weiter arbeiten, Musik hören und zwischendrin das ein oder andere twittern.
16:30 Uhr: 3/4 der WG packen ihre Badesachen und Handtücher, und ab geht’s zu unserem Badesee für eine kleine Abkühlung und Erfrischung. Es tut - wie immer - gut nach der Sitzerei am Schreibtisch den Körper lang zu machen und etwas zu schwimmen. Das Wasser ist nach der Abkühlung heute Nacht relativ frisch, so dass ich versuche in Bewegung zu bleiben, um nicht zu schnell auszukühlen. Bei den angekündigten Temperaturen für die nächsten Tage wird sich auch das Wasser schnell erwärmen. Immer noch kühl genug um sich bei großer Hitze abzukühlen, aber nicht mehr so kalt, dass man schnell anfängt zu frieren.
Während ich so vor mich hinschwimme, entdecke ich Herrn und Frau Schwan, die gerade ihre vierköpfige Kinderschar spazierenschwimmen. Offenbar geht das Paar davon aus, dass der See eigentlich ihnen gehört und nähert sich mit den Kleinen bis auf 2 Meter. Ganz geheuer ist mir das nicht, denn die Elterntiere beäugen mich wachsam und misstrauisch, und bei Schwänen mit Nachwuchs muss man auf alles gefaßt sein. Ich möchte nicht gerne von einem erbosten Schwanenelternteil im Wasser attackiert werden, besonders nicht wenn es so tief ist, dass ich nicht mehr stehen kann. Also schwimme ich möglichst unauffällig nach rückwärts weg von den Schwänen. Die Kleinen piepsen in einem fort und gucken neugierig. Sehr niedlich, aber ich denke die ganze Zeit: kommt bloß nicht auf die Idee das komische Objekt im Wasser genauer anschauen zu wollen! Die Schwaneneltern lotsen ihre Kleinen weiter, machen einen eleganten Bogen und schneiden mir Richtung Ufer quasi den Weg ab. Na toll! Wieder schwimmen sie mit den Kleinen bis auf 2 Meter an mir vorbei. Ich verhalte mich möglichst ruhig und lasse sie ziehen. Endlich orientieren sie sich Richtung Schilfgürtel und verschwinden spurlos darin. Jetzt kann ich ans Ufer zurückschwimmen und bin froh, dass ich ohne Attacke davon gekommen bin. Noch ein bisschen in der Sonne aufwärmen auf dem Steg, dann geht’s wieder nach Hause und unter die warme Dusche, denn inzwischen ist mir doch etwas kalt.
18:15 Uhr: Der Schreibtisch hat mich wieder. Ich will noch ein paar kleinere Sachen erledigen.
19:00 Uhr: Heute Nachrichten und nebenher schnell etwas zu Abend essen. Der Rest Bohnensalat, Sie erinnern sich?! Noch genauso lecker, wie am Mittag. Allerdings vergeht mir sehr schnell der Appetit ob der furchtbaren Meldungen. Wieder viele Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Es ist schier nicht mehr zu ertragen! Unsere Nachkommen werden fragen: »Wie konntet Ihr das zulassen?!« :-( Die türkische Luftwaffe bombt mal eben auf Verdacht ein kurdisches Dorf in Schutt und Asche. Es gibt viele zivile Opfer, oder wie es im Militärsprech heißt »Kollateralschäden«. :-( In Deutschland kocht die »Landesverrat-Affäre« weiter vor sich hin.
Und den deutschen Milchbauern steht die Milch das Wasser bis zum Hals, weil sie z.Zt. von 51 Cent pro Liter Milch, die in den Discountern bezahlt werden, nur 28 Cent bekommen.
19:30 Uhr: Ich gieße die Erdbeer-, Paprika- und Tomatenpflanzen und freue mich über weitere Tomaten, die in den nächsten Tagen wohl erntereif sein werden. In die Sorte »Zuckertraube« habe ich mich bereits verliebt. Fruchtig-süß mit ganz leichter Säure, ein echter Genuß.
Während ich auf dem Balkon zugange bin, fahren die mächtigen Erntemaschinen vorbei, deren Brummen und Piepsen jetzt wieder bis tief in die Nächte hinein zu hören sein wird.
19:45 Uhr: Den Abend verbringe ich damit, an der »Auftrags-Überraschungsdecke« weiter zu häkeln. Dabei höre ich noch einige Podcast-Episoden, die über Tag herein gekommen sind. Zwischendrin werfe ich einen Blick auf meine Twitter-Timeline fave, retweete, twittere selber und bestelle meine »Hay Day-Farm« und tausche zu meiner großen Freude Nachrichten mit einer lieben Freundin, von der ich in letzter Zeit nichts gehört habe.
Irgendwann zwischen Mitternacht und 1 Uhr werde ich ins Bett wandern, noch ein paar Seiten lesen und spätestens um 2 Uhr das Licht ausmachen. Morgen muss ich früh auf.