Tagesnotizen
Da mein aktuelles Kreativ-Projekt in absehbarer Zeit abgeschlossen sein wird (davon demnächst sicher mehr), hab ich mir überlegt, was nun? Nach drei Decken, wollte ich mal etwas anderes machen. Nun bin ich, glaube ich, fündig geworden und hab am Wochenende sogar schon mit etwas Wolle, die ich zufällig zur Hand hatte, angefangen. Leider bin ich aber damit auch wieder mit einem Problem konfrontiert, das mich gerade etwas frustriert sein lässt.
So schön das Leben auf dem Land nämlich ist, wenn es um solche Dinge geht, ist es eher katastrophal. Ich brauche für mein neues Projekt Wolle und einige andere »Zutaten«. An die ist hier extrem schwer ein Herankommen. Das nächst gelegene richtige Wollgeschäft ist in Rostock (1 Stunde Autofahrt pro Strecke) und das Angebot dort ist halt auf bestimmte Wollmarken beschränkt. Ist ja logisch; die haben ja nur beschränkt Platz. Brauche ich also Wolle, die von einer anderen Marke ist, bin ich aufgeschmissen.
Dann heißt es online ordern, was ich bei Wolle oft schwierig finde. Die Farben werden halt auf dem Monitor nicht 100%ig korrekt dargestellt. Je nachdem, wie dann noch fotografiert wurde, weichen die Farben sogar gewaltig ab. Außerdem fass ich eine Wolle ganz gern auch mal an, bevor ich mich entscheide, sie zu kaufen und zu verarbeiten oder eben nicht. Jedesmal wenn ich eine Wolle quasi »blind« via Internet kaufe, ist das innerlich für mich ein riesen Stress und Akt. Jedesmal die Angst, mich zu »verkaufen« und damit Geld, »verschwendet« zu haben, das ich vorher eh schon dreimal umgedreht habe.
Brauche ich noch andere kleinere »Zutaten« für ein kreatives Projekt wird es ganz übel. Die eine Zutat finde ich dort, die andere dort und die dritte ganz woanders. Und jedesmal zahle ich natürlich die teuren Zustellungskosten, die im Ernstfall teurer ausfallen, als die Zutaten. Frust hoch 10! Das sind die Momente, wo ich alle beneide, die in Berlin, Hamburg, München oder anderen größeren Städten wohnen, wo es gleich mehrere Wollgeschäfte gibt und man obendrein auch problemlos an weitere Zutaten für solche Projekte kommt.
Selbst, wenn ich mal in eine größere Stadt mit entsprechenden Läden komme, nutzt mir das relativ wenig, weil ich ja noch nicht, weiß, was für Projekte ich zukünftig machen werde, und was ich dann für Wolle oder sonstige Zutaten brauchen könnte. Einfach mal auf Verdacht kaufen, halte ich für keine allzu gute Idee und kann ich mir im Prinzip auch nicht leisten. Dann stehe ich also in einer Art Wollparadies und es hilft mir auch nix (oder nicht viel).
****************************
Im nächstgelegenen Städtchen gibt es ein Lädchen, das zumindest Wolle (einer einzigen Marke), ein paar Häkel- oder Stricknadeln, etc. im Sortiment hat. D.h. es gibt eine kleine »Handarbeitsecke«. Einmal war ich schon dort und hatte zumindest drei, vier Knäuel Catania Wolle dort bekommen. Heute bin ich wieder hingefahren, in der Hoffnung, vielleicht vielleicht, könnte es ja dort doch die Wolle geben, die ich bräuchte. Als ich hinkam, stellte ich fest, dass es dort eine ausgedehnte Mittagspause gibt. Also erst noch anderes erledigt. Dann wieder zum Lädchen, noch etwa 12 Minuten bis wieder geöffnet werden sollte. In der Kälte gewartet. Zum angegebenen Zeitpunkt blieb die Tür verschlossen. Nichts rührte sich. In meiner Verzweiflung beschloß ich noch etwas zu warten. 15 Minuten später, als ich gerade unverrichteter Dinge abziehen wollte, kam endlich jemand und schloß den Laden auf.
V: Sonst bin ich immer pünktlich. Nur heute nicht! Kann man ja nicht ahnen, dass heute jemand kommt!
L: Ähm, ja. Ist ja gut, dass Sie jetzt da sind. Ich wollte gerade wieder gehen.
Der Verkäufer ging in den Laden und verstaute erstmal seine offenbar gerade gekauften süßen Teilchen für den Kaffee. Ich stand etwas verloren im Laden herum und orientierte mich langsam in die »Woll-Ecke«.
V: Brauchen Sie Hilfe?
L: Ja, das wäre sehr nett. Ich suche die und die Wolle!
V: Nö, ham wir nicht. Hab ich hier im Laden auch noch nie gesehen!
Wohlgemerkt, eine Wolle der einen Marke, die der Laden führt.
V: Gibt’s die wirklich? (murmelt die Farbnummern, die ich ihm vorher genannt hatte vor sich hin) Ich glaub nicht, die gibt’s. Die Nummern sagen mir nix.
L: Ja, entschuldigung, das sind die Nummern, die mir genannt wurden.
V: Ich hol mal den Katalog.
Der Verkäufer verschwand und kam nach einiger Zeit mit einem Katalog wieder und begann den durchzublättern auf der Suche nach den entsprechenden Nummern. Ich schaute mir das bis ungefährt Seite 4 oder 5 an.
L: Also die Farben, die hinter den Nummern stecken wären die Farben x und y (wohlgemerkt keine exotischen Farben, kein Farbenmix oder so)
V: Aha. (blättert weiter durch den Katalog) dann: Also das hier sind ja ganz andere Nummern. Ich glaub nicht, dass es die Nummern gibt, die Sie mir genannt haben!
L: Ich glaube schon.
Verkäufer entdeckt nach längerem Weiterblättern tatsächlich eine der Nummern.
V: Ach, tatsächlich, die gibt’s. Na sowas. Ja, aber die hier haben wir nicht da. Könnte ich ihnen bestellen.
L: Ja, und was ist mit der zweiten Farbe.
V: Ich glaube nicht, dass es die gibt. Die Nummer sieht ja noch komischer aus (weiteres wildes Herumblättern im Katalog).
L: Wie lange würde es denn dauern, bis die Wolle in der einen Farbe da wäre, wenn Sie sie für mich bestellen würden?
V: (überlegt eine Weile) Naja, so 1 1/2 bis 2 Wochen. Aber nur, wenn es die wirklich gibt.
L: Sie ist doch im Katalog aufgeführt, dann wird es sie wohl auch geben!
V: Naja …
L: Ich glaube, ich überleg mir das nochmal.
V: Also ich bestell dann die Wolle.
L: Nein, lassen Sie mal. Mir nutzt es nur was, wenn ich auch die andere Wollefarbe dazu bekomme.
V: Ja, ich glaube eigentlich gibt’s die Farben gar nicht.
L: Okay, dann auf Wiedersehen tschüss.
Palim palim
Wenn ich nicht so ein zurückhaltender Mensch wäre, hätte ich an dieser Stelle mal kurz laut geschrieen. Stattdessen bin ich nach Hause gefahren, hab die Wolle im Internet gesucht, die eine hier, die andere dort gefunden. Bestellt (je 1 Knäuel) und natürlich zweimal die volle Ladung Zustellungsgebühren (1x fast derselbe Betrag wie das Knäuel kostet, 1x der halbe Betrag der Kosten für das Wollknäuel). Die weiteren Zutaten habe ich noch nicht gefunden oder bestellt. Jetzt hoff ich erstmal, dass die Anbieter, bei denen ich bestellt habe, seriöse und nicht dubiose Händler sind und dass sie die Wolle auch wirklich in der angegebenen Zeit (1-3 Tage) liefern.
Unter solchen Bedingungen könnte man sich kreative Tätigkeiten auf dem Land glatt abgewöhnen.