Kreatives ·Privates ·Tagesnotizen 2018 ·Vogelliebe

Die Sache mit den Skizzenbüchern und frierende Vögel

Seit vergangenem September und dem berühmt-berüchtigten SepteMeer bin ich, wie treue Leser wissen, zugange mit Bleistiften, Buntstiften, Filzstiften, Aquarellfarben (letzteres noch leider viel zu selten) und doodle, kritzle, zeichne und male mit großer Freude vor mich hin.

Mein Leben ist um etliche Facetten bereichert, und wenn ich mich nicht entschlossen hätte, mich einfach darüber zu freuen, dass es nun so ist, würde ich mich in den Hintern beißen, dass es so lange gebraucht hat, bis ich zu diesen Tätigkeiten zurückgefunden habe.

Aber wie geschrieben, ärgern ist sinnlos, vergangen ist vergangen und daher freue ich mich und genieße das Jetzt.

Allerdings gibt es auch das ein oder andere, was mit dieser Entwicklung einher geht, das neue Fragestellungen und/oder Probleme aufwirft.

Eines davon treibt mich gerade etwas in die »Verzweiflung«.

Ich habe hier inzwischen so einige Skizzenbücher in unterschiedlichen Größen und Aufmachungen herumliegen. Einige habe ich sehr günstig erstanden, andere geschenkt bekommen. Die Qualität der Skizzenbücher bzw. des dafür verwendeten Papiers ist also unterschiedlich.

Soweit so gut! Bisher jedoch doodle, skizziere und zeichne ich auf »Schmier«papier bzw. in Collegeblöcken vor mich hin und zwar ausschließlich.

Zwischendrin wandert mein Blick immer mal wieder sehnsüchtig zu den Skizzenbüchern. Ich möchte eigentlich gerne endlich in diese Bücher doodeln, skizzieren, zeichnen und malen ABER ICH KANN NICHT!

Jedesmal, wenn ich es versuche, bringe ich es nicht über mich, das jungfräuliche Weiß anzutasten! Vollkommener Schwachsinn, ich weiß! Es ist ja schließlich kein von Elfen bei Vollmond handgeschöpftes Seidenpapier.

Da die Skizzenbücher unterschiedlicher Qualität sind, habe ich natürlich gedacht, ich kann mich selbst austricksen, indem ich einfach mit dem günstigsten und unspektakulärsten Skizzenbuch anfange. Leider hat der Trick nicht funktioniert.

Ihr erinnert Euch an meinen inneren Monk, der während des SepteMeer dauernd quergeschossen und genörgelt hat? Der war ja gegen Ende des SepteMeer deutlich kleinlauter und stiller geworden, und hat sich auch seither etwas zurückgehalten mit seinen Kommentaren und Sabotageversuchen. Das hat mir natürlich gefallen und vielleicht bin ich nicht aufmerksam genug gewesen, was seine Machenschaften angeht. So hat er sich also wohl klammheimlich einen neuen Plan zurechtgelegt und sich einen kleinen Bereich gesucht, um mich doch wieder zu sabotieren.

Jetzt hockt der innere Monk also garstig grinsend auf den schönen und jungfräulich weißen Skizzenbüchern, und wenn ich auch nur anfange darüber nachzudenken, jetzt doch endlich mal anzufangen, in eines dieser Bücher zu doodeln, skizzieren, zeichnen oder malen, legt er los.

»Bist Du Dir wirklich ganz ganz sicher, dass Du schon so weit bist, in ein Skizzenbuch zu ….?«

»Vielleicht solltest Du doch besser noch eine Weile (Wochen? Monate? Jahre? Jahrzehnte?) auf Schmierpapier, Collegeblockpapier oder irgendwelchem anderen losen Papier üben?«

»Nicht Dein Ernst? Du willst wirklich dieses schöne Skizzenbuch verschandeln? Du wirst es verderben und das wäre doch zu schade!!«

So geht das jedes Mal.

Vom Kopf her weiß ich eigentlich, dass das kompletter Schwachsinn ist. Es sind Skizzenbücher, keine Mappen, die ich zu einem Kunstwettbewerb einreichen will/muss.

Schon der Name »Skizzenbuch« macht klar, dass da auch mal was danebengehen kann, dass darin herumprobiert wird, dass nicht jede Seite »perfekt« aussehen muss.

Ich weiß das alles! Und trotzdem passiert jedesmal dasselbe: Ich sitze vor dem Skizzenbuch, starre auf das weiße schöne Papier und … erstarre innerlich.

Ich kann mich einfach nicht überwinden, etwas hineinzumalen. Irgenwann klappe ich das jeweilige Skizzenbuch frustriert zu, und schleiche mich zurück zum Schmierpapier oder Collegeblock.

Natürlich könnte ich jetzt sagen, ist doch egal worauf bzw. wo hinein ich male. Hab ich eben Skizzen«blöcke« statt Skizzenbücher. Was soll’s?! Hauptsache, ich doodle, skizziere, zeichne, male!

Ich könnte die Skizzenbücher, die hier ungenutzt herumliegen, einfach an andere kreative Menschen, die keine solche Skrupel kennen, bzw. keinen inneren Monk haben, weiterverschenken und Ende Gelände.

Aber erstens bin ich nicht sicher, ob mein innerer Monk (der ja damit einen gewissen Sieg errungen hätte) dann nicht sofort umschalten würde und dasselbe Spiel mit den Collegeblöcken anfangen würde. Und zweitens wurmt es mich! Ich will nicht, dass der innere Monk sich durchsetzt!

Es kann doch nicht wahr sein, dass ich nicht in der Lage bin in ein verd**m*es Skizzenbuch zu zeichnen?! Wie albern ist das eigentlich?!

Tja, und trotzdem … ich schaffe es (bisher) nicht über diese Schwelle zu springen.

Egal was ich mir vom Kopf her sage, egal wie oft ich mir selbst predige, dass es in einem Skizzenbuch nicht um Perfektion geht, wenn ich den Stift in die Hand nehme und anfangen will, erstarre ich förmlich, fange an zu überlegen, womit beginnen und was, wenn ich gleich die erste(n) Seiten vermassle? In mir zieht sich alles zusammen, meine Hand fängt an zu zittern oder verkrampfen, mir bricht der kalte Schweiß aus, …

Äh ja, klingt gestört, und ist es vermutlich auch. Ich bin selber jedes Mal fassungslos.

Ich meine, das ist nur Papier!!! Ich allein habe es in der Hand, ob jemals irgendjemand (außer mir) irgendwas sieht, dass ich in so ein Skizzenbuch hineinfabriziere. Wo bitte ist mein Problem???

Ich wusste, dass es manche Schriftsteller gibt, denen es so geht, wenn sie vor dem ersten leeren Blatt Papier für ihren neuen Roman sitzen, dass sie in eine Schreibblockade fallen können und einfach nicht in der Lage sind irgendetwas niederzuschreiben.

Dass es so etwas ähnliches auch gibt, wenn es ums Zeichnen und Malen geht, war mir dagegen nicht klar.

Nennt man das dann Mal- oder Zeichenblockade?

Ich vermute mal stark, ich bin nicht der einzige Mensch auf der ganzen Welt, dem es so geht. Was machen andere, um die Schwelle zu überwinden? Gibt es Tipps, Ratschläge?

Und ja, ich weiß, dass ist ein Luxusproblem! Aber es treibt mich langsam aber sicher abwechselnd in die Verzweiflung, den Wahnsinn oder die kalte Wut, was natürlich alles wenig hilfreich und sinnvoll ist.

Derweil liegen die unbenutzten Skizzenbücher hier herum und je nach Charakter winken sie mir, lächeln mich auffordernd und ermutigend an, schauen traurig und beklagen sich … hier ist was los!

*****

In den gerade wirklich bitterkalten Nächten hier im Mecklenburgischen, höre ich bis tief in die Nacht hinein die Kraniche, Wildgänse, Enten und Co., die sich auf dem nahegelegenen großen See immer zur Nachtruhe einfinden. Viel lauter und länger als sonst.

Es müssen Hunderte sein, die sich gerade durch die eiskalten Nächte zittern.

Der Lärm und die Dauer des Lärms, den sie veranstalten lässt mich vermuten, dass sie bei der Kälte einfach nicht zur Ruhe kommen und schlafen können.

Stattdessen haben sie sich offenbar darauf verlegt, die Nächte mit dem gemeinsamen Absingen und Abkrächzen von Shantys irgendwie zu überleben. Doch, doch, es klingt eindeutig nach Shantys!

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